Design Thinking: Innovation in 6 Schritten

Design Thinking in der Praxis
12.04.2023
Stephanie Piehlmeier
Businesskompetenz
Inhalt

Innovative Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle: Unternehmen brauchen ständig neue Ideen. Welche Produkte wollen unsere Kund:innen? Was erwarten sie von unserem Service? Wie können wir uns am Markt behaupten? Mit Design Thinking lassen sich kreative Lösungen systematisch entwickeln. Wie das geht und was sich hinter Design Thinking verbirgt, erfährst du in diesem Beitrag.

Was ist Design Thinking?

Design Thinking ist eine systematische Innovationsmethode, um komplexe Probleme zu lösen und kreative Ideen zu entwickeln. Neue Produkte und Services werden dabei aus der Sicht der Nutzer:innen gedacht. Ziel ist es, für diese einen echten Mehrwert zu schaffen und alltagstaugliche Lösungen auf den Markt zu bringen. Weil sich der Innovationsprozess sehr stark an den Bedürfnissen und Wünschen der Nutzer:innen ausrichtet, gilt Design Thinking als menschenzentrierter Ansatz.

PINKTUM_Design Thinking_2023

Innovation = Mensch + Technologie + Wirtschaft

Innovationen entstehen dabei an der Schnittstelle von Mensch, Technologie und Wirtschaft. Das heißt: Die Ergebnisse des Design-Thinking-Prozesses bringen nicht nur den Anwender:innen einen Nutzen – sie sind auch technisch umsetzbar und wirtschaftlich tragfähig. Indem das Design-Thinking-Team seine Ideen schon früh im Prozess umsetzt und Feedback der Nutzer:innen einholt, nähern sich die Lösungen Stück für Stück immer weiter den Erwartungen der User:innen und des Markts an. Ideen, die sich als unwirtschaftlich oder gar nicht umsetzbar erweisen, können rechtzeitig angepasst werden. So werden die entwickelten Produkte und Dienstleistungen markt- und wettbewerbsfähig.

Woher kommt Design Thinking?

Design Thinking hat seinen Ursprung in der Innovations- und Designagentur IDEO im Silicon Valley der 1990er-Jahre. An der Stanford University wurde der Ansatz weiterentwickelt, und schon bald war er weit über die Tech-Szene hinaus bekannt. Das Schöne an Design Thinking: Es eignet sich für jede Branche. Die Brille der eigenen Nutzer:innen aufzusetzen und schrittweise Lösungsansätze zu entwickeln – das lässt sich in fast jedem Unternehmen anwenden.

Die Grundsätze von Design Thinking

Design Thinking lebt von drei zentralen Elementen:

  • interdisziplinäre Teams (People)

  • variable Räume (Place)

  • klare Vorgehensweise (Process)

Interdisziplinäre Teams

Design-Thinking-Teams bestehen in der Regel aus fünf bis sechs Personen mit unterschiedlichen fachlichen Hintergründen und idealerweise auch unterschiedlichen Biografien und Persönlichkeiten. Je heterogener das Team ist, desto besser! Denn: Jede Person bringt ihre ganz eigene Perspektive auf das Problem ein – in der kreativen Zusammenarbeit fließen so diverse Ideen zusammen, die über Abteilungsgrenzen hinausgehen können. Wichtig ist, dass zwischen den Teammitgliedern kein Konkurrenzkampf entsteht: „Wer hat die beste Idee? Wer kann sich durchsetzen?“ Alle ziehen an einem Strang und arbeiten gemeinsam am bestmöglichen Ergebnis.

Variable Räume

In einem Konferenzraum mit weißen Wänden und bequemen Stühlen sprudelt die Kreativität nur schwer über. Um das Design-Thinking-Team zum kreativen Denken und Austausch anzuregen, ist ein ansprechender Raum mit geeigneten Arbeitsmaterialien hilfreich. Post-its, Flipcharts, Bastelutensilien, Sitzecken, Platz für Modelle … – so kommt das Team leichter in den Macher-Modus. Stelle dir den Raum für ein Design-Thinking-Projekt wie eine Werkstatt vor, in der kreatives Chaos erlaubt ist. Damit der Flow nicht unterbrochen wird, weil der Raum immer wieder für andere Zwecke aufgeräumt werden muss, sollte er ausschließlich für das Projekt reserviert sein. Hier kann das Team alle Ideen und Prototypen sammeln und sichtbar machen. Ein zentrales Prinzip des Design Thinking ist nämlich: Visualisieren.

Klare Vorgehensweise

Kreatives Chaos, aber mit System. Beim Design Thinking folgt das Team einem klar definierten Prozess. Jede Phase ist ein wichtiger Teilschritt auf dem Weg zur erfolgreichen Innovation und kann mit unterschiedlichen Methoden ausgeführt werden. In der Regel wird jede Phase nicht nur einmal, sondern mehrmals durchlaufen. So oft wie nötig geht das Team einen Schritt oder auch mehrere Schritte zurück, um nachzusteuern. Design Thinking ist also kein linearer Prozess: Die Schritte werden nicht starr nacheinander durchlaufen, sondern können bei Bedarf mitten in der Produktentwicklung wiederholt werden. Dieses Vorgehen wird als iterativ bezeichnet.

PINKTUM_Mindset_2023

Der Prozess im Design Thinking

Der Prozess im Design Thinking lässt sich anhand verschiedener Modelle darstellen. Besonders häufig ist vom Double Diamond und von den sechs Schritten bzw. Phasen die Rede.

Double Diamond: Problem- und Lösungsraum

Der Double Diamond beschreibt Design Thinking als einen Prozess in zwei „Räumen“:

  • Problemraum: Hier setzt sich das Team intensiv mit dem zu lösenden Problem auseinander, und zwar aus Sicht der Anwender:innen.

  • Lösungsraum: Hier geht es darum, neue Ideen zur Lösung des Problems zu entwickeln und auszuprobieren.

Beide Räume werden in einem ersten Schritt geöffnet. Das bedeutet, das Thema weit zu fassen und verschiedene Perspektiven zuzulassen. Beim Schließen des Raumes verdichtet das Team die vielen Informationen, strukturiert sie und konzentriert sich auf eine gemeinsame Perspektive. Dieses Öffnen und Schließen der Räume kann durch zwei Rauten bzw. Diamanten visualisiert werden.

Die 6 Schritte des Design-Thinking-Prozesses

Der Problemraum und der Lösungsraum umfassen jeweils drei konkrete Schritte.

Schritte im Problemraum:

  • Verstehen: Problem identifizieren, analysieren und umfassend verstehen

  • Beobachten: Kund:innen beobachten und befragen, um das Problem aus ihrer Sicht zu begreifen (z. B. mit Customer Journey Maps oder Interviews)

  • Sichtweise definieren: zentrale Pain Points der Kund:innen ableiten und gemeinsame Sichtweise auf das zu lösende Problem festlegen (Point of View)

Schritte im Lösungsraum:

  • Ideen finden: neue Ideen generieren (z. B. mit Kreativitätstechniken wie dem Brainstorming oder der Walt-Disney-Methode), bewerten und priorisieren

  • Prototypen entwickeln: erste Modelle und Prototypen entwerfen (z. B. aus Bauklötzen oder Papier)

  • Testen: Prototypen testen und von der Zielgruppe bewerten lassen

PINKTUM_Prozess_2023

Mehr als eine Methode: das Mindset im Design Thinking

Design Thinking ist nicht nur eine systematische Methode, sondern auch eine Haltung und Arbeitskultur. Damit ein bunt gemischtes Team ein neues, nutzerorientiertes und gleichzeitig profitables Produkt entwickeln kann, braucht es ein offenes und innovatives Mindset. Neugier, Mut und Veränderungsbereitschaft werden ergänzt durch Empathie – sowohl für die Nutzer:innen als auch für die Kolleg:innen – und Kollaboration. Auch eine gute Portion Frustrationstoleranz kann nicht schaden, wenn etwa ein Prototyp bei den Anwender:innen nicht gut ankommt oder es schon wieder zurück in die Brainstorming-Phase geht.

Design Thinking und andere agile Methoden

Design Thinking passt als flexible, iterative Innovationsmethode hervorragend in die agile Methodenlandschaft. Andere agile Methoden wie Kanban oder Scrum lassen sich problemlos mit dem Design-Thinking-Prozess kombinieren. Beispielsweise kann dein Team mit Design Thinking eine Innovation entwickeln und diese anschließend in einem Scrum-Projekt marktreif umsetzen.

Design Thinking in der Praxis

Du hast nun verstanden, wie Design Thinking in der Theorie funktioniert. Jetzt interessierst du dich dafür, wie ein Design-Thinking-Projekt in der Praxis abläuft? In unserem E⁠-⁠Learning „Design Thinking in der Praxis“ erhältst du Einblick in ein reales Projekt! Vertiefende Informationen und Anregungen für den Transfer in deinen Arbeitsalltag sind ebenfalls im E⁠-⁠Learning enthalten.

MeistgelesenMehr von PINKTUM

Passende E⁠-⁠Learning Kurse

Design Thinking in der Praxis

Design Thinking in der Praxis

Das E⁠-⁠Training wurde von Design-Thinking-Praktiker:innen entwickelt. Im Zentrum steht ein real ...
Agile Tool-Box für den Arbeitsalltag

Agile Tool-Box für den Arbeitsalltag

Dieses Training gibt einen Überblick über verbreitete agile Techniken. Es soll den Teilnehmer:inn...
Innovation – Prototypen bedarfsgerecht entwickeln und testen

Innovation – Prototypen bedarfsgerecht entwickeln und testen

Innovationen und das Testen der Neuerungen sind eng miteinander verbunden. In diesem E‑Training z...