Erfolg mit digitaler Weiterbildung: Digitale Kompetenz als Schlüssel

Unterstützung der mitarbeiter durch Technik und digitale Weiterbildung - Arbeit mit Laptops
20.09.2018
Kerstin Boll
Digitale Trends
Inhalt

Wo steht die digitale Weiterbildung heute? Erwartungen, Wünsche, Hürden und Lösungen

Die Arbeitsabläufe in den Unternehmen werden immer komplexer. Mitarbeiter erhalten dazu Unterstützung durch Technik und Systeme. Doch ob die meist digitalen Helfer wirklich die Arbeit vereinfachen, hängt davon ab, ob die Mitarbeiter mit ihnen umgehen können.

Unternehmen investieren

Tatsächlich investieren die Unternehmen in die dazu notwendige Weiterbildung. Die gute Wirtschaftskonjunktur macht es ihnen leicht. Das hat der Wuppertaler Kreis in einer Umfrage ermittelt. Der Verband für Weiterbildungseinrichtungen steht stellvertretend für mehr als eine Million Teilnehmer und Teilnehmerinnen, 128.000 Seminare und andere Veranstaltungen sowie 49.000 feste und freie Mitarbeiter in der Weiterbildung (5).

Zum gleichen Ergebnis kommt das Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln: Bereits 2016 haben 85 Prozent der Unternehmen Weiterbildungsangebote bereitgestellt. Fast immer (87 Prozent) fand die Weiterbildung während der Arbeitszeit statt. Insgesamt investierten die Unternehmen im Jahr 2016 hierfür 33,5 Milliarden Euro. Auf der Basis hat sich jeder Mitarbeiter im Schnitt 17,3 Stunden weitergebildet. 11 Stunden entfielen dabei auf organisierte Lehrveranstaltungen. Für das informelle Lernen standen gut sechs Stunden zur Verfügung.

Weiterbildung für die Zukunftsfähigkeit der Mitarbeiter und die Akzeptanz von Technik

Die Zahlen klingen eindrucksvoll, doch Experten sehen weiteren Weiterbildungsbedarf. Martin Priester von der Fraunhofer Academy hebt hervor, dass durch die Digitalisierung in Zukunft viele Jobs wegfallen würden. Nicht zwingend eine schlechte Botschaft, denn zugleich entstünden zahlreiche neue Jobs. Doch diese seien anspruchsvoller und verlangtem nach „speziellem Urteilsvermögen“.

Nur 46 Prozent der Mitarbeiter sind nach einer Studie des Weltwirtschaftsforums (WEF) allerdings für die Digitalisierung gut gerüstet. Der DGB fordert deshalb mehr Weiterbildung, denn nur so würden die Mitarbeiter die Technisierung akzeptieren. Martin Priester kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: Nach seiner Beobachtung bewerten die Unternehmen die Digitalkompetenz ihrer Mitarbeiter nur mit den Durchschnittsnoten „befriedigend“ oder „ausreichend“. Dennoch unterlassen es sechs von zehn Unternehmen, in die Digitalkompetenz ihrer Mitarbeiter zu investieren.

Digitale Kompetenz so wichtig wie Soft Skills und Fachwissen

Die Digitalkompetenz wird zu einem entscheidenden Faktor für die individuelle Beschäftigungsfähigkeit. Der Digitalverband Deutschland Bitkom hat der Frage eine Studie gewidmet. Demnach gehen neun von zehn Unternehmen davon aus, dass die Digitalkompetenz ebenso wichtig ist wie fachliche oder soziale Kompetenzen (3).

Doch was genau ist mit „digitaler Kompetenz“ gemeint? Der Begriff der digitalen Kompetenz ist noch jung und entsprechend unscharf umrissen. Die Digital Experts definieren den Begriff so:

Digitale Kompetenz ist ein junges Konzept und beschreibt technologiebezogenes Wissen und Fähigkeiten, um mit digitalen Medien, die Herausforderungen der Gesellschaft zu meistern. Die Aspekte der digitalen Kompetenz sind so vielfältig, dass es kein gemeinsames Konzept oder eine weltweit eindeutige Definition gibt, was die Wichtigkeit widerspiegelt.

Welche Rolle spielt die digitale Weiterbildung?

Weiterbildung heute: modular, kompakt, direkt am Arbeitsplatz

Zusammen mit den veränderten Arbeitsabläufen in den Unternehmen verändern sich die Rahmenbedingungen für die Weiterbildung. Das Lernen findet zunehmen direkt am Arbeitsplatz statt. Die Weiterbildungsinhalte müssen deshalb modular, in kompakten Einheiten und zeitlich unabhängig bereitgestellt werden. Die hohe Verbreitung mobiler Endgeräte leistet dieser Entwicklung Vorschub (5).

Auch wenn sich dies nach einem Triumphzug der digitalen Weiterbildung anhört: Die Weiterbildungsanbieter rechnen damit, dass die Weiterbildung auch in Zukunft vielfältig sein wird. Ebenso sehen es die Unternehmen: Sie sehen in einer Kombination aus traditionellen Lernformen und digitaler Weiterbildung die besten Chancen für ihre Unternehmen. Der Eindruck kann allerdings auch daher rühren, dass die digitalen Angebote noch nicht so gut sind, wie sie sein könnten.

Gesucht: Qualifizierte digitale Weiterbildung

Weiterbildung ist wichtig und die digitale Weiterbildung kann dazu einen effizienten, punktgenauen und kostengünstigen Beitrag leisten. Doch digitale Weiterbildung ist nicht per se besser. Darauf verweist Hermann Funk, Professor für Methodik und Didaktik im Fach DaF/DaZ an der Universität Jena.

Er bemängelt, dass die meisten digitalen Weiterbildungsangebote die immer gleichen fünf Übungstypen kombinieren würden, darunter Zuordnungsaufgaben, Drag & Drop und Lückentexte. Ihnen fehlten der Praxisbezug und der Kontext. „Was lernt man denn beim Ausfüllen von Lücken, außer das Ausfüllen von Lücken?“. Auch bei der Pink University haben wir ein anderes Verständnis von hochwertiger digitaler Weiterbildung.

Selbststeuerung, Digitalkompetenz und Begleitung als Erfolgsfaktoren für die digitale Weiterbildung

Digitale Weiterbildung verlangt aufseiten der Mitarbeiter besondere Kompetenzen. Dies hat Professorin Gabi Reinmann-Rothmeier herausgestellt. Sie unterscheidet drei verschiedene Formen des digitalen Lernens. Jede zeichnet sich durch eigene Voraussetzungen für den Erfolg aus (1).

Information

  • Informationsaufnahme und selbstgesteuerte Informationsverarbeitung.

  • Anforderungen an den Lernenden: Selbststeuerungsfähigkeit, Medienkompetenz, ausreichendes Vorwissen. Insgesamt hohe Anforderungen. Keine Unterstützung durch Lehrende.

Interaktion zwischen Nutzer und System

  • Angeleitete Informationsverarbeitung und selbstorganisiertes Üben

  • Anforderungen an den Lernenden: Motivation, Fähigkeit zur Selbstorganisation. Insgesamt eher niedrige Anforderungen. Lehrender als Lernberater oder Tele-Tutor möglich.

Kollaboration zwischen den Lernenden

  • Eigenständige Konstruktion von Wissen, soziales Problemlösen

  • Anforderungen an den Lernenden: Selbststeuerungsfähigkeit, Medienerfahrung, soziale Fähigkeiten. Insgesamt sehr hohe Anforderungen. Lehrender als Initiator, Moderator oder Coach notwendig.

Herausforderung: Heterogene Techniklandschaften

Die Unternehmen wünschen sich, dass Weiterbildungsanbieter ihre Angebote direkt in ihre Systeme einbinden. Sie wollen, dass zum Beispiel Bildungsangebote direkt mit dem Arbeitsprozess ihrer Mitarbeiter verzahnt ist.

Für die Anbieter stellt sich deshalb die Aufgabe, ihre Angebote plattformunabhängig aufzubereiten. Ihr Arbeitsfeld wandelt sich: Sie müssen sich mit unterschiedlichen Plattformen vertraut machen und Bildungsprozesse im digitalen Raum organisieren. Die vielfältigen Anforderungen der Unternehmen stellen sie deshalb vor große Herausforderungen (6).

Digitale Weiterbildung lässt offene Seminare stagnieren

Aktuell machen offene Seminare noch immer ein Drittel des Umsatzes der Weiterbildungsanbieter aus. Doch offene Seminare werden zunehmend durch digitale Weiterbildung ersetzt oder ergänzt. „Digitale Weiterbildung“ steht dabei für ein ganzes Spektrum an Angeboten: modulare Angebote, bereitgestellt auf Lernplattformen; arbeitsplatznahe Unterstützungssysteme wie Datenbrillen; Serious Games oder virtuelle Klassenzimmer.

Eine wichtige Aufgabe der Weiterbildung liegt darin, die digitale Transformation zu bewältigen. Die Unternehmen setzen dazu auf direkt auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Angebote. Firmeninterne Seminare stehen deshalb hoch im Kurs, ebenso Prozessbegleitung und Coachings. Zeit- und ortsgebundene Angebote wie Fachtagungen und Konferenzen stagnieren (5).

Unser Fazit: Die digitale Kompetenz tritt heute gleichberechtigt neben Fachwissen und Softskills. Sie ist zugleich der Schlüssel für den Einsatz digitaler Weiterbildung – und damit ein Hebel für die kostengünstige und punktgenaue Qualifizierung der Mitarbeiter und letztlich den Unternehmenserfolg.

Digitale Weiterbildung ist die zeitgemäße Antwort auf viele Herausforderungen in den Unternehmen. Wir erwarten ein Wachstum. Doch der Erfolg hängt wesentlich von der Qualität der digitalen Weiterbildungsangebote ab und der digitalen Kompetenz der Mitarbeiter.

Quellen:

(1) Digitale Medien richtig einsetzen. Vom wb-web, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V.

(2) Martin Priester, Weiterbildung und Digitalisierung, Fraunhofer Academy

(3) Was Multimedia kann - und was nicht. Vom wb-web, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V.

(4) Weiterbildung: Mit mehr Geld auf digitale Zukunft der Arbeit vorbereiten. Frankfurter Allgemeine Online

(5) Wuppertaler Kreis e.V. Bundesverband betriebliche Weiterbildung
Trends in der Weiterbildung, Verbandsumfrage 2018

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