Erfolgreiches Lernen hängt auch davon ab, inwieweit die Lernenden die Möglichkeit haben, ihr Tempo selbst zu gestalten. Dies ist einer der Gründe, weshalb Lernvideos wichtiger Bestandteil von Kursen geworden sind: Sie erlauben das Vor- und Zurückspulen.
In der Praxis haben sich viele Formen von Lernvideos bewährt. Was „gut“ im Einzelfall bedeutet, hängt von Ihren Zielen und den jeweiligen Ressourcen ab.
Kurse und mit ihnen die Lernvideos wollen bei den künftigen Teilnehmern angekündigt und beworben werden. Ergänzend zu den Lernvideos werden deshalb in der Regel Einführungs- und Teaser-Videos erstellt. Sie haben ihren Platz in Online-Kurs-Katalogen oder auf Kurs-Homepages und machen neugierig auf den Kurs.
Meist dauern sie zwischen 1 Minute 30 Sekunden und 2 Minuten. Ihr Auftrag ist, in die Kursthemen und -ziele einzuführen. Gleichzeitig stellen sie das Ausbilder-Team vor.
Ein solcher „Trailer“ sollte Lust auf den Kurs machen. Achten Sie auf Dynamik und viele Beispiele und reduzieren die Anzahl von Interviews. Diese bremsen das Tempo. Auf der Seite "Grundlagen der Kommunikation" finden Sie ein Beispiel.
Lernvideos haben ganz unterschiedliche Gesichter. Die Produzierenden haben die Wahl zwischen drei Grundformen: eine Unterrichtssitzung aufzeichnen, im Studio filmen oder eine Sprachaufnahme verwenden. Die Grundformen lassen sich fast beliebig kombinieren.
Jede Form hat ihre Vor- und Nachteile. Unabhängig davon sollten Lernvideos jedoch nicht länger als 8 bis 10 Minuten dauern. Jenseits dessen ist es schwierig, die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden zu binden.
Damit Ihre Lernvideos von den Teilnehmenden positiv aufgenommen werden, sollten Sie sich auf Schlüsselinformationen konzentrieren und Beispiele zeigen. Letztere eignen sich dazu, die Aufmerksamkeitsspanne zu verlängern.
Vorteil: Die Situation ist den Teilnehmenden vertraut. Sie fühlen sich, als würden sie im Klassenzimmer sitzen.
Nachteil: Ihnen als Produzent fehlt die Möglichkeit, die Unterrichtssituation bis in letzter Konsequenz zu steuern. Technische Pannen und andere Störungen können die Qualität des Lernvideos beeinträchtigen.
Einfache Aufzeichnung
In der einfachsten Ausführung stellen Sie eine Kamera in den Raum und zeichnen den Unterricht 1 : 1 auf. Eine weitere Bearbeitung entfällt. Laden Sie einfach die Datei hoch – und fertig. Einfach, günstig, schnell: Das sind die Vorteile einer einfachen Aufzeichnung.
Diese Variante kennen viele noch aus den frühen 2000er Jahren. Heute wird sie nicht mehr empfohlen: Die Videos wirken monoton und langweilig. Zugleich sind Klassenräume in den meisten Fällen nicht für eine hochwertige Aufnahme ausgestattet. Den heutigen Ansprüchen genügen solche Lernvideos nicht mehr.
Multi-Kamera
In der nächsten Ausbaustufe verwenden Sie mehrere Kameras, sodass Sie den Sprecher aus verschiedenen Perspektiven aufzeichnen können. Diese Variante lässt bereits ein Mehr an Dynamik und Abwechslung zu, da Sie Nah- und Weitwinkelaufnahmen variieren können.
Allerdings steigt auch der Aufwand: Sie benötigen Fachleute für die Kameras und die Nachbearbeitung. Für den höheren Preis erhalten Sie jedoch Videos mit erstklassiger Bild- und Tonqualität.
Vorteil: Als Produzent kontrollieren Sie die Filmumgebung.
Nachteil: Das Lernvideo wirkt weniger realistisch.
Auch wenn Sie Lernvideos im Studio drehen, stehen Ihnen mehrere Varianten zur Verfügung:
Mit Blick in die Kamera
Bei dieser Form spricht der Dozent direkt in die Kamera. Die Szenerie wirkt auf die Teilnehmenden vertraut – sie kennen sie aus der Schule. Außerdem ist der Aufwand gering, denn Sie benötigen nur eine Kamera. Allerdings wirkt ein Lernvideo schnell langweilig, wenn der Dozent ausschließlich in der Frontalen aufgenommen wird.
Mit Blick in die Kamera vor grünem Hintergrund
Das Verfahren gleicht im Wesentlichen dem vorherigen. Allerdings steht der Dozent vor einem grünen Hintergrund, der gestaltet werden kann. Bei der Nachbearbeitung wird der Hintergrund zum Beispiel durch Fotos oder mit den Farben Ihres Unternehmens ersetzt.
Fotos sind dazu geeignet, Emotionen anzusprechen oder einen inhaltlichen Kontext herzustellen: Ihre Videos gewinnen eine weitere inhaltliche Ebene und werden visuell interessanter.
Der Aufwand steigt: Eine gute Beleuchtung und eine hohe Bildqualität sind hier das A und O. Auch die Qualität der Nachbearbeitung zählt: Wird hier „gepatzt“, kann daran die Akzeptanz des Kurses scheitern.
Mit Blick in die Kamera, vor grünem Hintergrund + Motion Design
Mit Motion Design, also animierten Grafiken, wird Ihr Lernvideo noch spannender: Nutzen Sie die freie, grüne Fläche, um Animationen jeder Form abzuspielen.
Jenseits des visuellen Wertes ist Motion Design geeignet, Konzepte zu veranschaulichen, die mündlich nur schwer zu erklären sind. Der Aufwand ist naturgemäß höher als in den Varianten zuvor, doch er kann sich lohnen, wenn das Konzept, das Sie verdeutlichen wollen, seinerseits mit einem hohen Budget verbunden ist.
Mit Blick auf den grünen Hintergrund + Folien oder Grafiktablett
Mit einem Grafiktablett werden Ihre Zeichnungen direkt digitalisiert, denn Sie zeichnen auf eine dafür ausgelegte Oberfläche.
In der Umsetzung blickt der Dozent abwechselnd in die Kamera und auf den Hintergrund. Er verwendet Folien oder ein Grafiktablett, um wichtige Punkte oder Daten live hervorzuheben und zu kommentieren.
Diese reichhaltige Form der visuellen Unterstützung macht sich besonders bei wissenschaftlichen oder statistischen Informationen bezahlt.
Ton und Bild entstehen unabhängig voneinander. Sie entwickeln eine Bildspur, zum Beispiel eine Animation, und der Ton entsteht separat.
Vorteil: Relativ niedrige Kosten.
Nachteil: Künstliche Szenerie. Es fehlt das menschliche Element.
Nur Animation
Die Teilnehmenden sehen ein animiertes Motion Design mit Tonaufnahme. Dazu zeichnet der Dozent zuerst die Tonspur auf. Danach fügt der Motion Designer die Animation hinzu. Dieses Verfahren kann relativ kostspielig sein, abhängig von der Erfahrung des Motion Designers.
Ton + Folien
In dieser Form werden Folien etwa aus Power Point mit Ton unterlegt. Diese Varianten gestaltet sich kostengünstig, doch der Mangel an Bewegung "kostet" Aufmerksamkeit seitens des Publikums.
Ton + Grafiktablett
Bei dieser Form zeichnen Sie wichtige Punkte mit einem Stift auf, während zeitgleich die Tonspur mitläuft. Die Teilnehmenden erleben später im Video, wie Sie Ihre Grafik und damit Ihren Gedanken entwickeln. So fangen Sie auf einfache Weise "mehr Bewegung" in Ihr Lernvideo ein und halten Ihr Publikum bei der Stange.
Video natürlich + Grafiktablett
Natürlich können Sie alle Varianten miteinander kombinieren: Lassen Sie den Dozierenden in die Kamera sprechen und vertiefen Sie anschließend das Erklärte mit einer "Bleistiftanimation". Dabei entwerfen Sie eine Grafik oder ein Bild zeitgleich zum abgespielten Ton.
Die Vielfalt wirkt attraktiv, doch der Aufwand steigt: Der Kursleiter muss nicht nur in die Kamera sprechen, sondern eventuell zusätzlich Grafiken oder Diagramme beisteuern. Für fachliche oder wissenschaftliche Themen kann der Aufwand dennoch lohnenswert sein.
Screencast
Diese Methode ist bei Software-Tutorials weit verbreitet. Sie benötigen nur wenige Ressourcen, denn der Dozierende zeichnet eine Folienabfolge zeitgleich mit seinem Ton auf. Mithilfe seiner Maus zeigt er auf wichtige Punkte. Alles, was er dazu benötigt, ist eine geeignete Software.
Diese Variante hat sich bei einfachen "How-to"-Tutorials bewährt, für die Bedienung einer Software.
Ein Webinar ist ein Live-Video - und fällt damit etwas aus der Reihe. Der Vollständigkeit halber soll es dennoch genannt werden. Meist dauert ein Webinar zwischen 30 Minuten und einer Stunde. Auch hier haben Sie die Wahl zwischen mehreren Varianten:
Live Webcam
Zeichnen Sie Ihr Video einfach mit der Webcam Ihres Computers auf. Einfacher geht es nicht: Diese Variante kostet fast nichts. Die Videoqualität ist jedoch häufig nur mäßig.
Live-Aufzeichnung mit Multi-Kamera
Das Verfahren ist das gleiche wie bei der Live Webcam, nur dass Sie mehrere Kameras verwenden. Wenn Sie sich für diese Form entscheiden, benötigen Sie eine Live-Bearbeitungstabelle und mindestens einen Kameramann. Eine hochwertige Internetverbindung vorausgesetzt sind Ton- und Bildqualität hervorragend. Das Verfahren ist allerdings recht kostspielig.
Live Voice Over und Folien
Sie können Ihr Webinar auch so gestalten, dass Ihre Stimme Folien oder ein Grafik-Tablett kommentiert. Wirklich empfehlenswert ist diese Variante allerdings nicht: Das Gute an einem Webinar ist die Interaktion – die hier nicht zum Zuge kommt.
Lernvideo ist gleich Lernvideo? Mitnichten! Wir haben 14 Varianten gefunden, sogar 15, wenn Sie die Teaser-Videos mitzählen.
Die Qualität eines Lernvideos hängt jedoch nicht nur von der passenden Umsetzung ab – sie entsteht bereits in der Konzeption: in der didaktischen Aufbereitung, in der mediendidaktischen Konzeption und in der Verfilmung. Erfahren Sie mehr über Qualitätskriterien und mögliche Pannen sowie über Formen und Formate, die wir bei der Pink University einsetzen.