Was ist Resilienz?
Grundlagen zur Stärkung der persönlichen Resilienz am Arbeitsplatz
Die 7 wichtigsten Resilienzfaktoren
1. Selbstwirksamkeitserwartung
2. Emotionale Selbstregulation
3. Akzeptanz des Unveränderbaren
4. Konzentration auf die anstehenden Aufgaben
5. Problemlösungsorientierung
6. Toleranz für Ungewissheit
7. Beziehungsfähigkeit
Was bedeutet Resilienz am Arbeitsplatz?
Resilienzforschung
Resilienz am Arbeitsplatz - erfolgreich sein ganz gleich, was im Leben auf uns zukommt
Resilienz ist dynamisch
Was resiliente Mitarbeiter anders machen
Resilienz ist eine Fähigkeit, die wir lernen können
Wie sich Resilienz am Arbeitsplatz auswirkt
Die Resilienz der Mitarbeiter stärken
Resilienz aufbauen
Wir leben in turbulenten Zeiten. Das bedeutet für viele Menschen lange Arbeitszeiten, eng getaktete Termine, knappe Fristen, Konfliktpotenziale und ständige Bereitschaft über mobile Geräte. Ein solches Tempo kann zu Stress und Burnout führen. Die Bewältigung dieser Herausforderungen erfordert Fähigkeiten und Strategien, die entwickelt werden können. Resilienz ist in diesem Zusammenhang eine Schlüsselstrategie, die in der Personalentwicklung nicht fehlen darf. Sie hilft den Mitarbeiter*innen, mit Stress, einem wettbewerbsorientierten Arbeitsmarkt, Konflikten am Arbeitsplatz und Herausforderungen im Berufsalltag umzugehen.
In diesem Artikel befassen wir uns mit dem Thema Resilienz am Arbeitsplatz. Wir erläutern, was man unter Resilienz versteht und warum sie für Unternehmen wichtig ist. Außerdem stellen wir die wichtigsten Resilienzfaktoren und Möglichkeiten zur Stärkung der Widerstandskraft vor.
Laut Definition ist Resilienz so etwas wie Elastizität, also die Fähigkeit, eine durch äußere Einwirkung verursachte Veränderung aus eigener Kraft rückgängig zu machen, in den Ausgangszustand zurückzuspringen. Auf persönliche Eigenschaften bezogen bedeutet Resilienz so etwas wie psychische Widerstandskraft, also die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne dauerhafte Beeinträchtigung zu überstehen. In der Alltagssprache gebräuchliche Ausdrücke sind auch Belastbarkeit, Durchhaltevermögen, Widerstandsfähigkeit oder gar Zähigkeit.
Ursachen für Stress | Statista
Es geht allgemein gesehen darum, wieder auf die Beine zu kommen nachdem wir mit schwierigen Aufgaben konfrontiert wurden. Unser Arbeitsplatz stellt uns vor eine Reihe von Herausforderungen und ist für viele Mitarbeiter*innen der größte Stressfaktor. Gerade deswegen ist es wichtig, die dem bestimmte Resilienzfaktoren entgegenzusetzen. Was aber bedeutet Resilienz am Arbeitsplatz? Können wir resilienter, also widerstandsfähiger, belastbarer, zäher werden?
Wie können wir unsere persönliche Resilienz bei der Arbeit aufbauen? Um diese Frage zu beantworten, denken wir an Maddis und Khoshabas Studie über die Beschäftigten des Unternehmens in den USA zurückdenken. Wie kommt es, dass viele der Beschäftigten unter solchem Druck aufblühen konnten? Wie haben sie Widerstandsfähigkeit entwickelt?
Resilienz ist ein komplexes Konstrukt und besteht aus verschiedenen Elementen wie Verhalten, Gedanken, Handlungen, Einstellungen und Fähigkeiten. In ihrer Studie identifizierten Maddi und Khoshaba drei Grundhaltungen, die es den Mitarbeiter*innen ermöglichten, nach dem immensen Stress, dem sie ausgesetzt waren, wieder auf die Beine zu kommen. Diese Faktoren waren Engagement, Kontrolle und Herausforderung.
“Simply put these attitudes are commitment, control, and challenge. As time gets tough, if you hold these attitudes, you’ll believe that it is best to stay involved with the people and events around you (commitment) rather than to pull out, to keep trying to influence the outcomes in which you are involved (control) rather than give up, and to try and discover how you can grow through the stress (challenge) rather than to bemoan your fate” (Maddi & Khoshaba, 2006).
Durch ihr Engagement bei der Arbeit konnten sich die Mitarbeiter:innen den anstehenden Aufgaben mehr widmen. So konnten sie sich ein Bild davon machen, was genau vor sich ging. Ein Gefühl der Kontrolle ermöglichte es ihnen, auf die stattfindenden Veränderungen Einfluss nehmen zu können. Sie sahen auch ein, dass Veränderungen und Stress zum Leben gehören.
Wir können unsere Resilienz am Arbeitsplatz stärken, indem wir eine Reihe wirksamer Strategien entwickeln, die unsere Anfälligkeit für Stress reduzieren. Dazu gehören Achtsamkeit, ein agiles Mindset und regelmäßige Pausen von der Arbeit zur "Entspannung".
Kathryn Jackson und andere schlagen in ihrem Buch Resilience at Work: Practical Tools for Career Success 5 Resilienzfaktoren vor. Detlef Kuhn und andere stellen in ihrem Buch Resilienz am Arbeitsplatz ein erweitertes Praxismodell vor.
Übersicht aus dem E-Learning "Mitarbeiter führen in der Krise"
Basierend auf der beschriebenen Studie von Maddi und Khoshaba und den Instrumenten von Jackson und anderen fassen wir in Anlehnung an Detlef Kuhn und andere die Kernkompetenzen, die resiliente Menschen in ihrem Denken, Fühlen und Handeln charakterisieren, hier in 7 Faktoren zusammen, von denen Resilienz hauptsächlich beeinflusst wird:
Die Selbstwirksamkeitserwartung beschreibt die Erwartung einer Person, auf der Grundlage der eigenen Kompetenzen gewünschte Handlungen erfolgreich durchführen zu können. Wenn wir glauben, auch in schwierigen Situationen etwas bewegen und unabhängig handeln zu können, haben wir eine hohe Erwartung in unsere Selbstwirksamkeit.
Damit einher geht die Eigenverantwortung oder Selbstverantwortung. So bezeichnet man die Bereitschaft und Pflicht, Verantwortung für eigene Handlungen und Unterlassungen zu übernehmen. Das bedeutet, dass man für die eigenen Handlungen und Versäumnisse einsteht und die Konsequenzen trägt.
Resiliente Menschen glauben daran, dass sie etwas schaffen können. Wir können unsere Selbstwirksamkeitserwartung beeinflussen, indem wir beispielsweise ein Erfolgstagebuch führen oder in Teamsitzungen immer Raum schaffen, um über Erfolge zu berichten.
Die Entwicklung von Resilienz am Arbeitsplatz wird auch durch ein Gefühl der Sinnhaftigkeit begünstigt. Finden wir in unserer Arbeit einen Sinn und haben das Gefühl, dass wir zu einem größeren Ganzen beitragen, mildert das die Auswirkungen von Stress. Außerdem kann dieses Gefühl Mitarbeiter*innen dazu ermutigen, selbst Stresssituationen als etwas Positives oder "Sinnvolles" zu betrachten und daraus Nutzen zu ziehen.
Der Begriff Selbstregulation bezieht sich im Allgemeinen auf Prozesse, bei denen ein System seine Funktion selbst anpasst. Dies kann zur Aufrechterhaltung einer Funktion oder zur Anpassung des Systems an neue Bedingungen geschehen. In der Psychologie ist es ein Sammelbegriff für Fähigkeiten, mit denen Menschen ihre Aufmerksamkeit, Emotionen, Impulse und Handlungen steuern. Wir können unsere Emotionen kanalisieren und regulieren, indem wir zum Beispiel durch den Wald laufen oder meditieren, um Aggressionen abzubauen.
Resiliente Menschen haben eine gute Selbstwahrnehmung und wissen, wie sie Selbstfürsorge betreiben können. Das bedeutet für sie, sich selbst und ihr soziales Umfeld vor übermäßigem oder dauerhaftem Stress zu bewahren. Sie pflegen ein bewusstes Management von Stress und Regenerierung.
Wir können belastende Situationen am Arbeitsplatz ausgleichen, indem wir eine gesunde Work-Life-Balance erreichen. Dies ist in der heutigen Welt eine besondere Herausforderung. Moderne Technologien bedeuten, dass wir 24 Stunden am Tag und 7 Tage in der Woche Zugang zur Arbeit haben. Um uns von Stresssituationen erholen zu können, d.h. belastbar zu sein, brauchen wir genau die Energie, die wir brauchen, die aber schnell verbraucht ist, wenn es keine gesunde Work-Life-Balance gibt. Die Mitarbeitenden brauchen Zeit, um sich zu entspannen, abzuschalten und sich zu erholen.
Emotionale Ehrlichkeit und Einsicht sind eine weitere Grundlage für den Aufbau persönlicher Widerstandsfähigkeit am Arbeitsplatz. Einsicht ist eng mit emotionaler Intelligenz verbunden. Menschen mit einer gewissen Einsicht haben ein Bewusstsein für die ganze Bandbreite der Emotionen, die sie erleben, von "negativ" bis "positiv". Sie sind sich auch der Folgen ihrer eigenen Reaktionen und ihres eigenen Verhaltens sowie der Auswirkungen ihrer eigenen Handlungen auf andere bewusst. Psychisch belastbare Menschen können als emotional intelligent beschrieben werden.
Infografik: Die größten Trigger für psychische Probleme | Statista
Reflexion gibt uns weiterhin die Möglichkeit, unsere Resilienz am Arbeitsplatz zu stärken. Wenn wir uns der möglichen Auslöser von Stress bewusst sind, können wir uns vorbereiten und Ressourcen sammeln, damit wir besser in der Lage sind, uns zu erholen. Wenn wir wissen, dass ein bestimmter Umstand eine besondere Herausforderung darstellt, können wir geeignete Bewältigungsstrategien umsetzen.
Akzeptanz kann definiert werden als die Bereitschaft, etwas so anzunehmen, wie es ist. Dieses Zitat des amerikanischen Theologen Reinhold Niebuhr drückt es aus: "Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."
Wir allen wünschen uns, mehr Zeit zu haben. Doch wir können den Umstand nicht ändern, dass ein Tag "nur" 24 Stunden hat. Wir können nur mitbestimmen, was wir mit der uns zur Verfügung stehenden Zeit machen. Resiliente Menschen können ihre Arbeitsbedingungen realistisch abschätzen. Sie haben ein gutes Gespür für den Umgang mit Ressourcen wie Zeit, Kraft, Energie und Geld.
Gerade in Krisensituationen kommt der Druck von allen Seiten. Umso wichtiger ist es, dass wir die klassischen Methoden der Selbstorganisation und des Zeitmanagements beherrschen und anwenden.
Proaktives Handeln beschreibt vorausschauendes Handeln als ein positiv besetztes Gegenteil von reaktivem Handeln. Es erfordert, dass wir eine Aufgabe mit Entschlossenheit angehen und angemessene Entscheidungen treffen.
Wann immer ein Problem auftaucht, müssen wir weniger nach der für das Problem verantwortlichen Person als vielmehr nach Lösungen suchen. Insbesondere in Krisenzeiten versagen Best-Practice-Lösungen, Routinen und Praktiken plötzlich ihre Wirkung. Um die notwendige Resilienz aufzubauen, müssen wir vor allem einen aufgeschlossenen Umgang mit Problemen und eine konstruktive Fehlerkultur pflegen. Eine derartige Kultur kann sich nur entwickeln, wenn z.B. die Mitarbeitenden sensibilisiert sind, Probleme und Fehlentwicklungen rechtzeitig zu bemerken, und wenn sie diese offen benennen können. Nur dann können rasch Lösungen gefunden werden und kreative Strategien sowie innovative Ideen erarbeitet werden.
Wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, dass wir immer alles unter Kontrolle haben können. Es lohnt sich, Gelassenheit zu üben, was für Kontrollfreaks und Perfektionisten keine leichte Übung ist. Der erste Schritt besteht darin, eine dicke rote Linie zwischen uns und der Krise zu ziehen.
Eine realistischer Optimismus hilft den Mitarbeiter*innen, sich besser auf Unwägbarkeiten einzustellen und ein Gefühl der Kontrolle über ihr Arbeitsumfeld zu behalten. Energie und Motivation bei der Arbeit sowie eine positive Grundhaltung tragen wesentlich zur persönlichen Belastbarkeit bei. Sie sind die "Gegenpole" zu Burnout, das durch emotionale, kognitive und physische Erschöpfung, Müdigkeit und Pessimismus geprägt ist.
In fast allen Modellen wird die Beziehungsfähigkeit als wichtigster Faktor für die Belastbarkeit beschrieben. Die Beziehungsfähigkeit kann ebenfalls entwickelt werden. Sie beginnt mit der Beziehung zu uns selbst. Wir müssen uns selbst mit unseren Bedürfnissen wahrnehmen und dann unsere Aufmerksamkeit erweitern. Wir müssen unseren Familien und Freunden Zeit geben und unser soziales Netzwerk aufrechterhalten.
Für widerstandsfähige Menschen ist es sehr wichtig, Hilfe anzunehmen und anzubieten sowie Netzwerke und Beziehungen zu pflegen. Für die Stärkung der Widerstandskraft ist ein fürsorglicher und wertschätzender Umgang untereinander von größter Bedeutung. Resiliente Menschen reden nicht nur, sondern handeln auch entsprechend. Sie wissen um ihre Funktion als Vorbilder und verlangen von anderen nichts, was sie nicht selbst tun können oder wollen.
Die Forschung hat mittlerweile gezeigt, dass sich Resilienz nicht nur in unseren Ansichten und unserem Verhalten äußert. Wir entdecken die Fähigkeit, uns zu bewegen, flexibel und anpassungsfähig zu sein, auch körperlich wieder. Neue Ergebnisse aus der Hirnforschung belegen zum Beispiel, dass wir in veränderten Bedingungen auch noch in fortgeschrittenem Alter wandlungs-und anpassungsfähig sind. Auf dieser so genannten neuronalen Plastizität des Gehirns beruhen alle Lernprozesse. Sie befähigt uns zu Reaktionen auf und Anpassung an veränderte Umweltbedingungen. Ein Anpassungsvorgang kann zum Beispiel dann erforderlich sein, wenn ein Unfall oder ein Infarkt unser Nervengewebe nachhaltig geschädigt hat. Neuroplastizität bezeichnet auch die Einsicht, dass das Gehirn seine Struktur und Funktion rein durch Denkvorgänge modifizieren kann.
Diese für die Resilienz so wesentliche Elastizität ist nicht nur auf der neuralen Ebene zu finden. Auch die Biegsamkeit und Anpassungsfähigkeit des Skeletts, der Muskeln und des Bindegewebes in unserem Körper sind ein wahres Wunder der Natur. Dies bezeichnen Wissenschaftler als Gewebsresilienz. Nicht ohne Grund sprechen wir seit alters von einem gesunden Geist in einem gesunden Körper. Zahlreiche aktuelle Ansätze aus der Forschung belegen, dass unsere Körperhaltung die Art und Weise, wie wir denken, direkt mitbestimmt, und umgekehrt.
Wenn wir beispielsweise nach langjähriger Arbeit am Schreibtisch unter chronischen Verspannungen leiden, wirkt sich dies längerfristig nicht nur auf unsere Körperhaltung aus. Es beeinträchtigt ebenso unsere geistige Agilität und Mobilität. Unsere Entscheidungsfreiheit wird durch festgefahrene Abläufe, starre Denk- und Verhaltensmuster beeinträchtigt, wir sind nicht mehr so beweglich und wandlungsfähig. Ein wesentliches Anliegen bei der Stärkung der Resilienz ist deshalb sowohl die geistige als auch die körperliche Agilität und Mobilität zu unterstützen.
Stellen wir uns einen Arbeitsplatz vor, der sich in einem radikalen Wandel befindet. Es ist zu erwarten, dass sich der damit verbundene anhaltende Stress nachteilig auf das Personal auswirkt. Schließlich könnten ihr Arbeitsplatz und Lebensunterhalt auf dem Spiel stehen. Eine Langzeitstudie von zwei Unternehmensberatern hat genau dieses Phänomen untersucht.
Über einen Zeitraum von zwölf Jahren begleiteten Salvatore Maddi und Deborah Khoshaba Mitarbeiter:innen eines großen US-Unternehmens für Telekommunikation. Sie taten das während einer Zeit, in der diese Branche dem freien Wettbewerb überlassen wurde. Das Unternehmen war in einem ständigen Wandel begriffen und Arbeitsplätze standen auf dem Spiel. Was die Untersuchung zeigte, war jedoch höchst überraschend.
Während des zwölfjährigen Zeitraums, in dem die Studie durchgeführt wurde, verloren fast 50% der Beschäftigten ihren Arbeitsplatz und weitere zwei Drittel erlebten einschneidende belastende Lebensereignisse (einschließlich Scheidung, Gesundheitsprobleme wie Depressionen und Angstzustände sowie Herzinfarkte). Bei den disruptiven Veränderungen, die entstanden, brachen die Leistungsfähigkeit und der Gesundheitszustand von zwei Dritteln der Beschäftigten in der Studie ein. Im Gegensatz dazu überstand "das resiliente Drittel" die gewaltige Herausforderung, der sie sich gegenübersahen, nicht nur, sie blühten sogar auf. Sie kletterten an die Spitze und zeigten sich engagierter und kompetenter, da sie die Veränderungen als Chancen nutzten.
In ihrem Buch mit dem Titel Resilience at Work: How to Succeed No Matter What Life Throws at You berichten Maddi und Khoshaba, dass von den Personen, die sie begleiteten, die Mitarbeiter, die ihre Positionen behielten, an die Spitze aufstiegen, während diejenigen, die das Pech hatten, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, entweder ihr eigenes Unternehmen gründeten oder eine "strategisch wichtige" Beschäftigung in anderen Unternehmen annahmen.
Was zeigt diese Langzeitstudie über Resilienz am Arbeitsplatz? Anders ausgedrückt: Was können wir aus dieser Studie lernen? Resilienz ist ein aktiver, dynamischer Prozess. Dazu sagt das Centre for Confidence and Well-being:
"The good news is that although some people seem to be born with more resilience than others, those whose resilience is lower can learn how to boost their ability to cope, thrive and flourish when the going gets tough." (http://www.centreforconfidence.co.uk/)
Es hat sich herausgestellt, dass "Robustheit" als Persönlichkeitsmerkmal die negativen Auswirkungen von Krisen oder Widrigkeiten abfedert oder mildert. Wir können Gewohnheiten und Strategien zur Steigerung der Widerstandsfähigkeit erlernen. Darüber hinaus können wir durch die wirksame Strategien unsere Anfälligkeit für Stress und die Auswirkungen von Widrigkeiten verringern, indem wir die persönliche Widerstandsfähigkeit stärken und entwickeln.
Um zu verstehen, was Resilienz am Arbeitsplatz ausmacht, überlegen wir, was resiliente Mitarbeiter:innen tun, wenn sie mit Widrigkeiten am Arbeitsplatz konfrontiert werden. Was machen diese Mitarbeiter:innen anders?
Resiliente Mitarbeiter bauen starke Bindungen und Beziehungen zu anderen auf. Diese wertvollen Beziehungen lassen sich durch eine Reihe von Merkmalen charakterisieren. Beziehungen zeichnen sich durch effektive Kommunikation aus, bei der wir aktiv zuhören und auf unsere Kolleg:innen und deren Emotionen eingehen.
In solchen positiven Beziehungen am Arbeitsplatz wird ein widerstandsfähiger Mitarbeiter alles in seiner Macht Stehende tun, um einer anderen Person zum Erfolg am Arbeitsplatz zu verhelfen. Ein resilienter Mitarbeiter ist ein Teamplayer, der eine Win-Win-Situation mit seinen Kollegen anstrebt.
Soziale Unterstützung spielt eine wichtige Rolle für die Resilienz am Arbeitsplatz. Es hilft, sowohl persönliche als auch berufliche Netzwerke zu entwickeln, die in Zeiten von Stress Orientierung und Unterstützung oder einfach Fürsorge bieten.
Kontakte zu Kollegen außerhalb des eigenen unmittelbaren Arbeitsumfeldes helfen uns auch. Diese Personen können uns Bestätigung geben. Außerdem können sie zugänglicher sein, wenn wir innerhalb unseres eigenen Arbeitsumfeldes keine Unterstützung in Anspruch nehmen können, weil uns das unangenehm ist oder gar Nachteile bringt.
Resiliente Mitarbeiter:innen pflegen die von ihnen aufgebauten Netzwerke und bauen konsequent Vertrauen zu anderen auf. Ein überraschendes Ergebnis der Untersuchung war jedoch, dass widerstandsfähige Mitarbeiter das Arbeitsumfeld nicht allzu ernst nehmen. Sie bringen ein Element des "Spiels" am Arbeitsplatz ein, das die positiven Emotionen der Mitarbeiter weiter fördert.
Die heutige Arbeitswelt ist sicherlich von Stress geprägt. Durch moderne Technologie und den (beinahe) flächendeckenden Zugang zum Internet ist die Arbeit für viele allgegenwärtig. Berufliche Wege sind nicht mehr geradlinig, man macht keine Karriere mehr, in der man dann für die Dauer des gesamten Arbeitslebens verbleibt. Das müssen wir zunächst so akzeptieren. Resiliente Mitarbeiter sind in der Lage, Stress effektiv zu bewältigen, so dass er nicht überwältigend und schädlich ist. Indem sie sich aktiv mit Selbstpflege befassen und sich in einem belastenden Situationen selbst hegen, vermeiden resiliente Mitarbeiter ein "Burnout".
Ein weiteres Merkmal widerstandsfähiger Mitarbeiter:innen ist, dass sie ihrem "wahren Selbst" treu bleiben. Sie sind authentisch und verhalten sich in einer Weise, die mit ihren Werten und Überzeugungen übereinstimmt. Sie tun, was sie predigen und zeigen Mumm.
Das Gute an Resilienz ist, dass sie eine Kompetenz ist, die man trainieren kann. Wir stellen uns belastbare Menschen so vor, als hätten sie eine natürliche Veranlagung dazu, jedes Hindernis zu überwinden. Als gäbe es einen Typ Mensch, der mit der Fähigkeit geboren wird, sich ständig anzupassen, um erfolgreich zu sein. Die meisten resilienten Menschen werden jedoch nicht mit dieser Eigenschaft geboren, sondern erlernen sie. Resilienz ist eine Fähigkeit, die jeder entwickeln kann, wenn er Zeit, Übung und Mühe investiert. Sehen wir es so: Die Stärkung unserer Widerstandskraft ist vergleichbar mit der Stärkung unserer Muskeln. Wir müssen konsequent daran arbeiten und werden dafür mit mehr (Widerstands-)Kraft belohnt.
Infografik: Psychische Erkrankungen im Job nehmen zu | Statista
Auch viele Arbeitgeber:innen haben die Resilienz als Schlüsselelement für das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter:innen erkannt. Sie verstehen die Notwendigkeit, bestimmte Leistungen und Ressourcen bereitzustellen, um die körperliche und psychische Gesundheit ihrer Belegschaft zu fördern.
Immer mehr Arbeitgeber:innen haben sich zum Ziel gesetzt, eine gesundheitsbewusste Kultur am Arbeitsplatz zu schaffen und die Widerstandskraft ihrer Mitarbeiter*innen zu aufzubauen. In diesem Zusammenhang suchen sie auch nach Möglichkeiten, um Stress am Arbeitsplatz vorzubeugen und sich mit Fragen der psychischen Gesundheit zu befassen. Indem Arbeitgeber*innen diese Themen proaktiv angehen, bauen sie eine widerstandsfähigere und produktivere Belegschaft auf. Die Arbeitnehmer*innen kommen besser mit dem Arbeitsstress zurecht und entwickeln Schutzmaßnahmen und Resilienzfaktoren. Es gibt auch noch andere Vorteile:
Maßnahmen zur Resilienzförderung führen zu einer höheren Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen und einem gesteigerten Engagement für das Unternehmen.
Die Stärkung der Widerstandskraft trägt zu einem gesteigerten Selbstwertgefühl, besseren zwischenmenschlichen Beziehungen, mehr Entschlossenheit, Konzentration und dem Gefühl bei, das Leben im Griff zu haben.
Die Arbeitgeber:innen ernten die Früchte dieser gesteigerten Produktivität.
Resilienz ist eine wesentliche Fähigkeit, die als Selbsterhaltungstrieb in uns Menschen angelegt ist. Diese Fähigkeit, in stressigen und gefährlichen Situationen zu überleben und sogar zu wachsen, ist ein Instinkt. Aber wie verändert sie unser Verhalten am Arbeitsplatz? Warum ist Resilienz auch aus Arbeitgebersicht so wichtig für ein Unternehmen?
Zunächst einmal sind die meisten Arbeitsumgebungen zwangsläufig stressig. Es ist unbestritten, dass sich beruflicher Stress auf die Leistung auswirkt. Die Korrelation zwischen Stress am Arbeitsplatz und Depressionen, Angstzuständen und Burnout ist hoch.
Bereits 1978 berichteten Ayala Pines und Christina Maslach über die Auswirkungen eines stressigen Jobs. Sie führten den Begriff "Burnout" ein. Damit beschrieben sie einen Zustand, in dem Mitarbeiter körperliche und emotionale Erschöpfung, Depersonalisierung und das Gefühl geringer persönlicher Leistungsfähigkeit erleben.
Burnout fordert einen hohen wirtschaftlichen und produktiven Tribut von den Unternehmen. Burnout führt zu erhöhten Fehlzeiten und verminderter Produktivität - ganz zu schweigen von den negativen Auswirkungen auf die Beschäftigten. Psychisch belastbare Mitarbeiter sind besser in der Lage, mit Stress umzugehen und leiden seltener unter "Burnout". Dies ist eindeutig ein Vorteil für den Arbeitgeber.
Infografik: Was psychische Erkrankungen kosten | Statista
Resilienz wird mit verschiedenen positiven Zuständen assoziiert, darunter Optimismus, Elan, Neugier, Energie und Offenheit für Erfahrungen. Diese positiven emotionalen Zustände sind von enormem Wert für den Arbeitsalltag.
Das Erleben positiver Emotionen (die durch Belastbarkeit gefördert werden) steigert die Arbeitsaktivität. Überdies öffnet es den Mitarbeiter*innen die Augen für eine Palette von Möglichkeiten und erhöht das Aufkommen kreativer Lösungen.
Positive Emotionen dienen als "Puffer" gegen Stress am Arbeitsplatz. Sie ermöglichen es uns, eine ansonsten möglicherweise belastende Situation positiv zu bewerten.
Diejenigen, die positive Auswirkungen erfahren, neigen sogar dazu, problemorientierte Bewältigungsstrategien anzuwenden, was im beruflichen Umfeld sehr nützlich ist. Wenn Menschen sich wohler fühlen, neigen sie dazu, selbst scheinbar gewöhnliche Ereignisse und Erfahrungen als positiv zu interpretieren. Positive Emotionen fördern also Optimismus.
Belastbarkeit ist nicht nur wegen ihres Einflusses auf psychosoziale Faktoren wie Anpassungsverhalten und Stressbewältigung bei der Arbeit wichtig. Die Widerstandsfähigkeit ist auch für das körperliche Wohlbefinden wichtig. Fühlen Mitarbeiter*innen sich körperlich wohl, sind sie besser in der Lage, ihre Arbeit zu erledigen und sich besser an Widrigkeiten anzupassen. Dies ist eine Win-Win-Situation.
In unserem E-Learning "Aktiv gegen Burnout - Stress intelligent managen" erklärt Prof. Dr. Christoph Bamberger den Teilnehmer:innen auf leicht verständliche Weise die wissenschaftlichen Zusammenhänge zwischen Stress und Burnout und erklärt die damit verbundenen körperlichen Reaktionen. Damit schafft er die Grundlage für nachhaltige Verhaltensänderungen. Zentrales Element ist die Bedeutung der "Stressbeurteilung", die individuell gesteuert werden kann. Mit konkreten Verhaltensregeln zeigt der Trainer den Teilnehmer:innen den Weg auf, wie sie ihre Leistungsfähigkeit langfristig erhalten können.
Quellen:
Jackson, Kathryn. Resilience at Work: Practical Tools for Career Success. Routledge, 2018.
Kuhn, Detlef et al. (Hrsg.) Resilienz am Arbeitsplatz. Frankfurt: Mabuse-Verlag, 2014.
Maddi, S. R., & Khoshaba, D. M. Resilience at Work: How to Succeed No Matter What Life Throws at You. New York: AMACOM, 2006.