Was ist Social Learning?
Eine einfache Methode zu lernen, die für alle funktioniert - Grundlagen
Ein Muss, um in Ihrem Unternehmen etwas zu bewirken
Social Learning schafft Experten
Social Learning funktioniert in täglichen Arbeitsabläufen
Werkzeuge für soziales Lernen im Unternehmen
Social Learning funktioniert unter diesen Bedingungen
Der Mensch ist von Natur aus ein Gemeinschaftswesen. Soziale Kontakte sind in jeder Phase unserer Entwicklung von entscheidender Bedeutung. Auch beim Lernen geht es um soziale Interaktion in allen Lebensbereichen. Von klein auf lernen wir, indem wir anderen Menschen zuhören und mit ihnen sprechen, sie beobachten und dann versuchen, sie nachzuahmen.
In letzter Zeit findet Social Learning auch in Unternehmen mehr Beachtung, nicht zuletzt aufgrund des technologischen Fortschritts. Dieser Artikel gibt Einblicke in Social Learning als einzigartige Lernform, die dem Wesen des Menschen gerecht wird.
Der Begriff Social Learning beschreibt im Allgemeinen die Tatsache, dass Menschen mit- und voneinander lernen. Das kann sowohl online (z.B. über Social Media oder E-Learning) als auch offline (Präsenzunterricht, Gruppendiskussionen etc.) stattfinden.
Reed et al. fassen es in ihrer Definition wie folgt zusammen:
Social Learning ...
zeigt, dass bei den beteiligten Personen ein Wandel im Verständnis stattgefunden hat;
zeigt, dass dieser Wandel über das Individuum hinausgeht und sich innerhalb größerer Gruppen oder Communities of Practice vollzieht;
findet durch soziale Interaktionen und Prozesse zwischen Akteuren innerhalb eines sozialen Netzwerks statt.
Aus Sicht der Lerner:innen konzentriert sich Social Learning darauf, wie sie mit anderen Mitarbeiter:innen interagieren, um zu lernen und Fähigkeiten zu erwerben. Dies ist ein Grundgedanke hinter dem 70:20:10-Modell. Demzufolge lernen wir ca. 70 % durch Learning by Doing, 20 % durch Interaktionen mit Kolleg:innen und 10 % durch formelle Schulungen. Darüber hinaus ist die Generation der "Millennials" mit "Mobile Learning" aufgewachsen, d.h. mit dem Lernen überall und zu jeder Zeit. Da die Lerner:innen im privaten Umfeld mit Social Media vertraut sind, können sie sich die Verfahren des Social Learning auch schnell aneignen.
Social Learning am Arbeitsplatz kann auf vielerlei internen Kanälen stattfinden. Solche Plattformen und Learning Management Systeme (LMS) ermöglichen die Kommunikation und den Austausch von Informationen, Erfahrungen und Wissen. Sie fördern das Lernen im gesamten Unternehmen. Wir nutzen täglich eine Reihe von Collaboration Tools, Social Networks und Software zur Interaktion in unserem privaten und beruflichen Umfeld. Der Einsatz von Social Learning mit E-Learning-Content ist eine Chance für zukunftsorientierte Unternehmen, die das Engagement in der Personalentwicklung vorantreiben wollen.
Social Learning basiert unter anderem auf der sozialen Lerntheorie des Psychologen Albert Bandura. Sie besagt, dass Lernen ein kognitiver Prozess ist, der in einem sozialen Kontext durch Beobachtung oder direkte Anleitung stattfindet. Wir lernen durch Zuschauen, Zuhören und Imitieren. Sehen wir zum Beispiel an einem Modell, dass eine bestimmte Handlung zum gewünschten Ergebnis führt, imitieren wir diese. Indem wir visuellen, auditiven und kinästhetischen Input verbinden, entwickeln wir neue Verhaltensweisen und Kompetenzen.
Quelle: https://pokeshot.com/3-social-learning/
Die sozial-kognitive Lerntheorie beschreibt es wie folgt: Lernen ...
ist nicht rein verhaltensbezogen, sondern ein kognitiver Prozess, der in einem sozialen Kontext stattfindet. Wir lernen bevorzugt in Gruppen, in denen der Austausch von Wissen und Perspektiven für den Einzelnen neues, persönliches Wissen schafft.
geschieht durch die Beobachtung eines Verhaltens und dann durch die Beobachtung der Konsequenzen, die sich aus diesem Verhalten ergeben.
bedeutet, zu beobachten, Schlüsse aus diesen Beobachtungen zu ziehen und Entscheidungen auf der Grundlage des erwarteten Ergebnisses dieses Verhaltens zu treffen.
ist nicht die passive Aufnahme von Informationen, sondern Kognition, Umwelt und Verhalten beeinflussen sich gegenseitig.
“Most human behavior is learned observationally through modeling: from observing others, one forms an idea of how new behaviors are performed, and on later occasions this coded information serves as a guide for action.” (Albert Bandura, Psychologe)
Ein moderner Beleg für Banduras Theorie ist zum Beispiel die Beliebtheit von Portalen wie YouTube. Benutzer:innen laden ihre eigenen Inhalte zu einem Thema hoch. Ihre Glaubwürdigkeit wird durch die Popularität und die Bewertung der Videos durch die YouTube-Community festgestellt.
Am einfachsten lernen Menschen am Modell und durch direkte Erfahrung. Es ist gut nachvollziehbar, warum 73% der von der Brandon Hall Group 2014 befragten Unternehmen zunehmend auf Social Learning setzen. Laut Accenture beabsichtigen 82% der Unternehmen, die bereits soziale Lerninstrumente einsetzen, diese in Zukunft noch stärker zu nutzen.
Für Unternehmen gibt es demnach zahlreiche und gute Gründe, Social Learning am Arbeitsplatz zu fördern:
Social Learning ...
bietet im Vergleich zu formalen Schulungen einen besseren Return on Investment
Die Studie der Brandon Hall Group fand heraus, dass soziale Lernansätze im Vergleich zu formalen Schulungen ein Return-on-Investment-Verhältnis von 75:1 liefern.
fördert die Behaltensleistung
In traditionellen, formalen Lernumgebungen erinnern sich die meisten Menschen innerhalb von 72 Stunden noch an 10% der vermittelten Informationen.
steigert das Engagement der Lernenden
HBX, eine Online-Bildungsinitiative der Harvard Business School, verzeichnete mit der Umsetzung von Social Learning einen Anstieg der Abschlussrate auf 85%.
ist kosteneffizient
Nach Angaben des Halbleiterherstellers AMD spart der Umstieg auf soziales Lernen mehr als 250.000 Dollar pro Jahr an Ausgaben für formale Schulungen.
wirkt sich positiv auf die Bindung von hoch qualifizierten Mitarbeiter:innen aus
Da wir alle Gemeinschaftswesen sind, müssen wir uns auch als Teil einer Gruppe fühlen. Wenn wir unser Wissen teilen, indem wir jemand anderen anleiten, fühlen wir uns als Teil von etwas Größerem. Auf diese Weise können Unternehmen die Zufriedenheit, das Engagement und die Bindung ihrer Mitarbeiter:innen an das Unternehmen verbessern.
verkürzt Orientierungsphasen während der Einarbeitung von neueingestellten Mitarbeiter:innen
Es kann bis zu 2 Jahre dauern, bis neue Mitarbeitende richtig produktiv sind. Für manche Mitarbeiter:innen kann es bis zu 6 Monate dauern, bis sie sich in ihrer neuen Position wohl fühlen. Social Learning beschleunigt diesen Prozess, indem "Neuankömmlinge" sich schnell mit ihren Kolleg:innen und internen Expert:innen vertraut machen. Sie werden ermutigt, Fragen zu stellen und sich in der gesamten Organisation zu vernetzen.
fördert das Lernen als aktiven und konstruktiven Prozess
Die Konstruktivistische Denkschule sieht Lernen als einen aktiven und konstruktiven Prozess, in dem die Lernenden zu Lehrenden werden. Es schafft eine Belegschaft, die sich durch die informelle Anleitung ihrer Kolleg:innen in ihrer eigenen Weiterbildung engagieren (Lernen durch Lehren).
verbessert die Kommunikation
Der Kommunikationsfluss sollte an jedem Arbeitsplatz, auf jeder Ebene der Organisation gewährleistet sein. E-Mails und andere elektronische Medien können leicht zu einem Verlust von subtilen Informationen führen, was den Bedarf an persönlicher Interaktion erhöht. Social Learning erleichtert die Zusammenarbeit auf organische Weise, vor allem in einer Umgebung, in der Erkenntnisse in der gesamten Organisation ausgetauscht werden.
ermöglicht Mitarbeitenden, dort Fragen zu stellen und Antworten zu erhalten, wo sie benötigt werden
Das Testen von Lösungen für tatsächliche Probleme in Echtzeit ist eine der effektivsten Möglichkeiten, ein Verfahren zu erlernen.
bringt auch eher passive Mitarbeitende dazu, einen Beitrag zu leisten
Nicht jeder ist begeistert von der Idee, vor Kolleg:innen zu stehen und eine Frage zu stellen. In virtuellen Kanälen können denjenigen, die etwas schüchterner sind, am Gespräch teilnehmen, ohne ihre Komfortzone verlassen zu müssen.
ermöglicht Lernen in der individuellen Lernzeit
Nicht jeder lernt im gleichen Tempo. Wenn Antworten auf bestimmte Fragen jederzeit online verfügbar sind, können sie jederzeit überprüft werden, bis das Konzept effektiv beibehalten wird.
schafft eine Community of Practice
Jeder im Unternehmen hat Expertenwissen auf einem bestimmten Gebiet. Demzufolge sollte jeder ermutigt werden, sich an einer Diskussion zu beteiligen und Wissen zu teilen.
zeigt vorhandene Talente auf
Wenn die Organisation Fachwissen schafft, sollte dieses Wissen geteilt werden. Anregungen von Teammitgliedern oder Experten können im Social Learning erleichtert und gefördert werden, indem gute Beiträge gewürdigt und belohnt werden. Dies kann dazu beitragen, dass Talente innerhalb der Organisation wachsen.
Da stellt sich noch die Frage, wie Social Learning am Arbeitsplatz integriert werden kann. Vorab sei gesagt, dass technische Maßnahmen allein nicht die Antwort sind. Unternehmen brauchen eine dementsprechende Lernkulturkultur. Sie müssen ihre Mitarbeiter*innen ermutigen, ihnen Zeit zum Lernen geben und den Sinn des Lernens aufzeigen. Ansonsten wird jedes Instrument des sozialen Lernens ungenutzt bleiben.
"Social learning is not a separate activity at work; it is one that is a vital part of daily work." (Jane Hart, Founder of the Centre for Learning & Performance Technologies & Director of the Centre for Modern Workplace Learning)
Social Learning funktioniert am besten, wenn es sich nahtlos in den Arbeitsalltag einfügt. Dies ist in LMS oder cloud-basierten Plattformen möglich. Auf einzelne Microlearnings oder ganze Lernpfade kann im "moment of need" zugegriffen werden. Die Lernenden können ihr neu erworbenes Wissen direkt in die Praxis umsetzen. Anders als in Präsenztrainings können weit mehr Personen die Plattform nutzen und sich einbringen, indem sie gemeinsam Inhalte sammeln, erstellen und teilen.
Es gibt viele konkrete Möglichkeiten, Social Learning im Unternehmen zu fördern. Praktische Werkzeuge sind die folgenden:
Blogs
Videoportale
E-Learning-Software
Wikis
Content/Document Sharing Platforms
Internetforen
Social Networks
Social Media
Instant Messenger
Social Intranet
Conferencing Tools
Quelle: https://pokeshot.com/3-social-learning/
Lernplattformen, Blogs, FAQs und Foren bieten den Lernenden die Möglichkeit, Wissen auszutauschen und zu diskutieren. Ein einfaches virtuelles Forum, in dem Mitarbeiter*innen Fragen stellen und Antworten erhalten können, fördert eine Kultur des kooperativen Lernens.
Mit Hilfe von Social-Media-Kanälen können die Lernenden eine gemeinsame Wissensbasis entwickeln. Sie kommunizieren in einem Forum oder per E-Mail und Chat-Funktion. Einzelne präsentieren ihr Wissen und profitieren gleichzeitig vom Wissen anderer. Individuelle Wissenslücken können schnell geschlossen werden. Gemeinsam kann dann ein Wiki, ein Blog-Beitrag oder eine Präsentation erstellt werden. Ein unternehmensweites Wiki ist eine gute Wissensquelle, vor allem für neue Mitarbeiter*innen oder solche, die nicht mit allen Bereichen der Organisation vertraut sind. Mitarbeiter*innen mit Expertenwissen können Wiki-Inhalte bearbeiten und Informationen relevant und aktuell halten.
Gamification und "Belohnungen" können Anreize schaffen. Man kann Menschen nicht zum Lernen zwingen, aber man kann ihnen die richtigen Instrumente und Anreize geben. Gamification bietet eine Möglichkeit, den Fortschritt und die Leistung der Lernenden zu begleiten. Nutzer:innen und Expert:innen, die ihr Wissen regelmäßig anbieten, können belohnt werden.
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Ist Social Learning für Ihr Unternehmen interessant? Die Antwort lautet: ja. Aber es ist wirklich eine Frage der Lernkultur im Unternehmen. Welche Bedeutung wird dem Lernen in Ihrem Unternehmen beigemessen? Wird dieser Wert auch von Ihren Führungskräften kommuniziert? Haben die Mitarbeitenden den Raum und die Zeit dafür? Werden Zusammenarbeit und offene Kommunikation gefördert? Wie selbstorganisiert sind Ihre Mitarbeitenden?
Ein sozialer Lernansatz ist nur in einem Unternehmen mit der dementsprechenden Kultur erfolgversprechend. Welche Instrumente dafür konkret eingesetzt werden, ist dann sekundär. Sie können individuell nach dem Geschmack und den Arbeitsprozessen des Unternehmens ausgewählt werden.
Eines ist sicher: Der Schwerpunkt verlagert sich von der Expertise Einzelner auf die Learning Community. Die Lehrpersonen werden zu Lernmoderator:innen. Sie stehen zur Verfügung, um Fragen zu beantworten, Ratschläge zu erteilen und gegebenenfalls in den Lernprozess einzugreifen.
Hier haben wir noch einige Tipps für effektives Selbstlernen zusammengestellt: 7 Tipps für effektives Selbstlernen.
Quellen
Reed, M. S., A. C. Evely, G. Cundill, I. Fazey, J. Glass, A. Laing, J. Newig, B. Parrish, C. Prell, C. Raymond, and L. C. Stringer. 2010. What is social learning? Ecology and Society15(4): r1. [online] URL: http://www.ecologyandsociety.org/vol15/iss4/resp1/
https://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Bandura
https://hbr.org/2015/04/what-harvard-business-school-has-learned-about-online-collaboration-from-hbx