MIT und PINKTUM im Dialog über das neue Lernen mit KI

Nikolaus Schäfer

10. Februar 2025

Mitte Januar empfing PINKTUM CTO Alois Krtil in Hamburg ein Top Mind der globalen KI-Szene. Dr. Hendrik Strobelt vom Massachusetts Institute of Technology, MIT, kam in die Hansestadt, um den Dialog mit Alois Krtil über Künstlichen Intelligenz fortzuführen, den die beiden KI-Experten 2024 in Boston begonnen hatten

Strobelt zählt zu den weltweit führenden Forschern im Bereich Responsible AI, dem verantwortungsvollen Einsatz und Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI). Der Fokus seiner Arbeit liegt darauf, KI transparent und verständlich zu machen mit dem Ziel, begründetes Vertrauen in die KI und ihre Anwendungen aufzubauen und die Systeme zu verbessern.

Eine halbe Stunde lang führten Strobelt und Krtil ihr Gespräch vor laufender Kamera im Film-Studio von PINKTUM und gaben Einblicke in die Zukunft des Lernens mit Künstlicher Intelligenz.

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Sechs Thesen aus ihrer Unterhaltung:

Active Learning gehört die Zukunft – in der Breite umsetzbar wird es mit KI

Was machen die Top-Universitäten und Schulen besser als andere? Sie beschallen die Studierende nicht vorrangig, sondern beziehen sie aktiv in die Erarbeitung des Stoffs mit ein und erhöhen damit die Aufmerksamkeit. „Nach sieben Minuten Frontalunterricht sind etwa 50 % der Hörenden nicht mehr wirklich bei der Sache,“ berichtet Strobelt. Active Learning, bei dem Studierende in regelmäßigen Intervallen selbst aktiv werden, sei effektiver und ein Schlüssel für die Didaktik der Zukunft. In der analogen Welt scheitert diese Lehrmethode oft an dem notwendigen intensiven Betreuungsverhältnis von Dozenten zu Hörenden. MIT KI dagegen werde Active Learning auch ohne die Ressourcen einer Eliteuniversität umsetzbar. Künstliche Intelligenz könnte die Rolle des Dozenten und Sparringspartners in Teilen übernehmen.


Künstliche Intelligenz fördert die Personalisierung des Lernens

Die Rolle von KI als Helfer im individuellen Bildungsprozess sieht Dr. Hendrik Strobelt klar: „KI-Systeme können Fakten x-mal wiederholen, ohne genervt zu sein.“ Mehr noch, sie formulieren diese neu und können sich an verschiedene Lerntypen anpassen, so Krtil. Gerade in der Personalentwicklung und im Corporate Learning böten sich deshalb enorme Chancen, mit KI-gestütztem Lernen Inhalte direkt auf die Lerntypen, Bedürfnisse und Motivationen von Einzelpersonen zuzuschneiden, die nun mal individuell sehr unterschiedlich seien.

In der Integration von Conversational AI, also dialogorientierten Systemen, in den Lernprozess sehen die Experten erhebliches Potenzial für mehr Entwicklungserfolg. Eine KI erfasst im Austausch, ob der Mensch zum Beispiel etwas Grundsätzliches über ein Thema erfahren will, oder eine „Druckbetankung“ mit sehr konkreten Informationen braucht, um eine aktuellen Situation zu bestehen.

Lernen wird multimodular

Was die Sensorik für den Menschen ist, ist in der Künstlichen Intelligenz eine Vielzahl von Modalitäten. Lernen wird je nach Lerntyp und Situation problemlos in Text, Bild, Ton überführt.

Nachvollziehbarkeit wird die Lernerfolge mit KI deutlich steigern

Die sogenannten Reasoning-Fähigkeiten, also die Nachvollziehbarkeit der Lösungsangebote von Künstlicher Intelligenz gewinnen immer mehr an Bedeutung. Für Strobelt liegt darin ein Grund für den wachsenden „Hype“ um die Agent AI, KI-Systeme wie etwa Chatbots, die autonom mit anderen Systemen und Menschen interagieren können. Ihr Wesen liege in einer Art „Chain of thougt”, einer Gedankenkette, die ihre Arbeitsprozess nachvollziehbar macht. „Man kann den Modellen sozusagen beim ‚Denken‘ zuschauen“, so Strobelt. Für Krtil ist die Nachvollziehbarkeit eine Voraussetzung dafür, dass der Mensch als gleichermaßen lernend und korrigierenden Teil des Systems bleibt.

Auch unter Sicherheits- und ethischen Gesichtspunkten sei die Nachvollziehbarkeit ein Muss. Modelle müssen besonders im EdTech-Bereich sauber ihre Quellen angeben, um Vertrauen zu schaffen. Hier kommen Technologien wie Retrieval Augmented Generation (RAG) ins Spiel.

Der Mensch akzeptiert keine KI-Dominanz

Strobelt ist überzeugt, dass die Akzeptanz des Menschen für neue Lehrmethoden auch davon abhängt, keine besserwisserischen Systeme aufzubauen. „Hier ist eine feine Balance wichtig, keine nervigen Alleswisser“. Intelligente Systeme würden daher den Kommunikationsfluss genau kuratieren. Als spannenden Punkt definierten Krtil und Strobelt, wie viel Kompetenz der Mensch gerade auch in Punkto AI Literacy und Coding-Fähigkeiten aufbauen müsse, um die KI kompetent zu steuern und zu kontrollieren.

Ein Fazit mit Blick nach vorn

Die Geschwindigkeit der Entwicklungen ist atemberaubend. Vorhersagen seien allenfalls in einem Zeitraum von einem Jahr möglich. In drei bis fünf Jahren würden wir Technologien haben, die wir uns heute kaum vorstellen können.

Die Diskussion endete mit einem gemeinsamen Ausblick: Lernen wird durch KI persönlicher, dynamischer und skalierbarer. Doch es bedarf großer Sorgfalt, um ethische und qualitative Standards zu wahren. Ein Thema, das Dr. Hendrik Strobelt und Alois Krtil im fortlaufenden Austausch weiter diskutieren werden.

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