Wenn Sie sich ein Feedback wünschen, das Ihnen hilft, Ihr E-Learning-Angebot zu verbessern, achten Sie auf diese sechs verbreiteten Fehler. Hat der E-Learning-Kurs die Erwartungen erfüllt? Personalentwickler wollen erfahren, ob sich ihre Investition auszahlt und ob sie das Angebot ein zweites Mal einkaufen. Oder wie sie ihre E-Learning-Produktion optimieren können.
Dazu ist das Feedback der Kursteilnehmer ein wichtiger Indikator. Doch wenn Sie an einer wirklich aussagekräftigen Rückmeldung interessiert sind, gilt es, einige Hürden zu nehmen:
Auf der einen Seite steht die Sorge des Personalentwicklers und der betreffenden Trainer. Ein ungeschminktes Feedback birgt Risiken. Das Ergebnis könnte für beide unangenehm sein.
Auf der anderen Seite sind die Teilnehmer: Je nach Konstellation geben die Teilnehmer um des lieben Friedens willen ein positiveres Feedback, als es ihrer Einschätzung tatsächlich entspricht. Oder sie haben keine Lust: Sie geben keine Antwort und huschen über die Antwortmöglichkeiten hinweg.
Die Feedback-Bögen sinnvoll aufzusetzen, ist demnach wichtig, um die Antwortqualität und -menge nicht noch weiter sinken zu lassen.
Personalentwickler und Trainer haben sich ein Herz gefasst und Fragen für ein starkes Feedback zusammengestellt. Leicht passiert es, dass sie zu viele Fragen stellen.
Die Versuchung ist groß: Wenn man schon einmal dabei ist, will man es genau wissen. Doch die Teilnehmer sind von einer Abfrage ohnehin schon nicht sonderlich begeistert. Angesichts einer langen Liste stellt sich das Gefühl von Überdruss und Langeweile ein. Sie brechen ab, bevor sie bis zum Ende gelangt sind oder noch schlimmer: Sie überfliegen die Fragen und antworten mehr oder weniger genau. Es entstehen verzerrte Ergebnisse.
Tests haben gezeigt, dass die aufgewendete Zeit pro Frage sinkt, je umfangreicher die Fragebögen gestaltet sind. Die Aussagekraft des Feedbacks hängt deshalb entscheidend davon ab, die Fragen zu priorisieren.
Überlegen Sie sich deshalb vor der Abfrage, in welcher Hinsicht Sie Ihr E-Learning-Angebot verbessern wollen und halten Ihre Fragenliste kurz und knapp. Wenn Ihre Teilnehmer sie nicht innerhalb weniger Minuten beantworten können, ist sie zu lang.
Eine optimale Anzahl zu benennen, ist schwierig. Am besten konzentrieren Sie sich auf die zentralen Aspekte und bieten zusätzlich eine Option "andere" an.
Die meisten Feedback-Bögen schließen mit einem freien Antwortfeld. Die Teilnehmer werden aufgefordert, weitere Fragen und Gedanken zu äußern nach dem Motto: "Gibt es etwas, das Sie uns außerdem mitteilen wollen? Ihr Feedback ist uns wichtig. Es hilft uns, unseren E-Learning-Kurs zu verbessern."
Wenn Teilnehmer nicht gerade ein brennendes Anliegen umtreibt, schreiben sie kaum etwas in das Feld. Die Aufforderung ist viel zu breit formuliert.
Günstiger ist es, den Fokus der Teilnehmer:innen zu richten und sie zum Nachdenken anzuregen: "Wenn Sie zwei Dinge in unserem E-Learning-Kurs ändern könnten, welche wären das und warum?" Bei gerichteten Fragen dürfen Sie mit mehr Antworten rechnen.
Vermeiden Sie es, zwei Fragen in einer zu verpacken wie in diesem Beispiel: "Wären Sie bereit, für ein Abendessen und einen Film ins Auto zu steigen und 40 Minuten zu fahren?"
Jemand könnte bereit sein, für ein Abendessen zu fahren, nicht aber für einen Film – und umgekehrt. Mit zwei verschiedenen Fragen erhalten Sie eine viel genauere Antwort.
Die meisten Feedback-Umfragen werden schon nach kurzer Zeit wieder geschlossen. Viele Teilnehmer nutzen die Chance, ihr Votum gleich abzugeben, so lange der Eindruck noch frisch ist. Doch das gilt nicht für alle.
Einige lassen das Feedback aus. Geben Sie nicht voreilig auf und fragen nach. Dazu können Sie eine konventionelle E-Mail verwenden. Tests zeigen jedoch, dass andere Kanäle ebenso ihre Stärken haben. Vergessen Sie also nicht die SMS, Messenger Dienste oder die Social Media. Die Wahl Ihres Kanals hängt davon ab, wie Sie Ihre Kontakte üblicherweise pflegen.
Keiner mag es, auf eine harte Art kritisiert zu werden. Es ist deshalb verlockend, die Feedback-Fragen so zu stellen, dass sie an den möglichen Schwachpunkten vorbei führen.
Doch auf die Art erfahren Personalentwickler und Trainer nichts von dem, was sie brauchen, um ihren Kurs zu verbessern. Zudem besteht die Gefahr, dass sich die Teilnehmer nicht ernst genommen fühlen, wenn die Fragen offensichtlich auf ein Wohlfühlen abzielen.
Eine typische Wohlfühlfrage lautet: "Haben Sie das Gefühl, dass sich der Kurs gelohnt und Sie Ihre Zeit sinnvoll genutzt haben?"
Sehr viel aufschlussreicher ist jedoch die Frage: "Was hätte Sie beinahe dazu gebracht, den Kurs kurz vor Ende abzubrechen?"
Die Antworten mögen unangenehm sein. Doch sie helfen Ihnen, Ihr E-Learning-Angebot gezielt zu verbessern.
Weiter oben hatten wir auf die Risiken offener, ungerichteter Fragen hingewiesen. Doch auch das Gegenteil führt am Ziel vorbei: eine Überbetonung von Ja/Nein-Fragen.
Auf den ersten Blick sind Entscheidungsfragen für die Teilnehmer wie auch die Veranstalter angenehm. Mit ihrer Hilfe lassen sich viele Fragen in kurzer Zeit abhandeln. Die anschließende Analyse ist einfach.
Mit dieser extrem gerichteten Frageform können Sie jedoch nur das erfragen, woran Sie selbst denken. Mängel könnten unentdeckt bleiben. Geben Sie deshalb auch offenen Fragen einen Raum. Unaufgeforderte Einblicke sind oft die nützlichsten.
Feedbacks im Anschluss an ein E-Learning-Angebot sind ein starkes Instrument, um Ihre Kurse langfristig effektiver und rentabler zu gestalten. Eine Portion Mut gehört dazu. Doch Ihre künftigen Teilnehmer danken es Ihnen.
Quellen:
Henry Cazalet, 5 Easy Mistakes To Make When Collecting Feedback For Your Online Course
Dave Charest, How to Write Good Survey Questions
Tom Eder, Feedback: Mit den richtigen Fragen zum Event-Erfolg