Sieben Empfehlungen für aktivierende Lernvideos
Fassen Sie sich kurz.
Miteinander sprechen statt dozieren.
Machen Sie Tempo und sprechen mit Begeisterung.
Individualisieren Sie das bereitgestellte Material.
Kombinieren Sie zwei Kanäle
Stellen Sie Leitfragen zur Verfügung.
Bieten Sie interaktive Funktionen an.
Unser Fazit.
Mit diesen sieben Tipps machen Sie aus Lernvideos ein interaktives Lernerlebnis. Die schönsten Lernvideos nützen nichts, wenn sie niemand anschaut. Eine der wichtigsten Aufgaben bei der Konzeption von Lernvideos ist deshalb, die Teilnehmer eines Kurses zur Teilnahme zu ermutigen.
Wissenschaftler sind deshalb der Frage auf der Spur, was das Engagement im E-Learning fördert oder behindert. C.J. Brame von der Vanderbilt University hat die Studien ihrer Kollegen in einer übergeordneten Untersuchung ausgewertet. Mit unseren Empfehlungen lehnen wir uns an ihre Arbeit an.
6,9 Millionen ausgewertete Streaming-Videos lassen keinen Zweifel: Kurze Videos sind besser als lange.
Im statistischen Mittel bleiben die Teilnehmer bei einer Dauer von sechs Minuten bis zum Ende des Videos dabei. Bei einer Dauer von neun bis zwölf Minuten sinkt die Teilnahmebereitschaft auf 50 Prozent. Bei 12 bis 14 Minuten schauen sich nur noch 20 Prozent das Ende an.
Sechs Minuten scheinen eine wichtige Marke zu sein. Auch wenn Lernvideos auf eine längere Dauer angelegt sind, folgen Teilnehmer dem Video häufig sechs Minuten bevor sie abbrechen. Umfangreiche Videos mit einer Dauer von neun bis zwölf Minuten sind wahrscheinlich eine Verschwendung von Ressourcen.
Sprechen Sie mit Ihren Teilnehmern, als würden Sie gemeinsam am Tisch sitzen. Die Sprache hat einen großen Einfluss auf die Akzeptanz von Lernvideos. Dabei ist die Konversationssprache einer formalen Sprache deutlich überlegen.
Die Hintergründe sind noch ungeklärt. Möglicherweise ist die gesprochene Sprache dazu geeignet, eine emotionale Brücke zu schlagen. Den Teilnehmer gibt sie scheinbar das Gefühl von Verbundenheit.
Das Tempo des Sprechers beeinflusst das Engagement der Teilnehmer, wobei sich eine höhere Sprechrate positiv auf das Engagement auswirkt.
Dies ist deshalb bemerkenswert, weil viele Sprecher eigens ein langsames Tempo trainieren. Sie hoffen, dass es den Teilnehmern so leichter fällt, die Informationen zu verstehen. Doch Vorsicht: Wenn Sie wie ein Märchenonkel oder wie eine Märchentante sprechen, schlafen Ihnen die Teilnehmer ein!
Wenn die Teilnehmer mit Ihren Ausführungen nicht so schnell mitkommen, können sie einen Teil zurückspulen und noch einmal anhören. Sie haben also durchaus Möglichkeiten, sich zu helfen. Als Anbieter eines Lernvideos können Sie alternativ ergänzende Textangebote oder Aufgaben und Lösungen anbieten.
Es lohnt sich, ein höheres Sprechtempo zu testen, denn es scheint das Interesse der Teilnehmer zu fördern.
Teilnehmer wünschen sich individuell auf sie zugeschnittenes Lernmaterial. Im Gegensatz dazu liegt jedoch gerade der Vorteil von Lernvideos darin, dass sie mehrfach eingesetzt werden können. Den Konflikt lösen Sie auf, indem Sie ergänzende Texte anbieten und die Videos auf die Art in einen Zusammenhang stellen, der zu den jeweiligen Teilnehmern passt.
Produzieren Sie Ihr Lernmaterial immer mit Blick darauf, wie Ihre Teilnehmer das Lernmaterial verwenden. Auch wenn etwa der Mitschnitt einer Vorlesung unschlagbar günstig und deshalb verlocken ist: Solche Mitschnitte weichen von den Erwartungen der Teilnehmer ab. Sie laufen Gefahr, dass die Teilnehmer abschalten.
Das Tolle an Lernvideos ist, dass sie Augen und Ohren zugleich ansprechen. Gerade bei schwierigen Lerninhalten oder bei mehrstufigen Aufgaben können Lernvideo ihre Stärken ausspielen. Bieten Sie dazu Schritt-für-Schritt-Anleitungen oder Animationen an.
Helfen Sie den Teilnehmern, die bereitgestellten Informationen zu verarbeiten und den persönlichen Lernfortschritt zu überwachen.
Eine Möglichkeit ist die Verwendung von Leitfragen: Leitfragen geben den Teilnehmern einen Hinweis, worauf sie achten sollten. Tests haben gezeigt, dass diese Art des Primings den Lernerfolg steigert. Die Probanden eines Versuchs erzielten in einem Abschlusstest mehr Punkte als ihre Kollegen, die die Videos ungerichtet ansahen.
Viele Lernende schätzen nach wie vor schriftliches Material, weil sie Anmerkungen hineinschreiben sowie vor- und zurückblättern können. So bestimmen sie ihr Lerntempo selbst.
Doch Lernvideos haben in diesem Punkt stark aufgeholt. YouTube etwa stellt mit "YouTube Annotate" verschiedene Funktionen zur Verfügung, wie "Speech bubble", "Note", "Spotlight" oder "Pause". Als Anbieter eines Lernvideos können Sie mit diesen Funktionen zum Beispiel Kapitel in Ihr Video einfügen. Damit helfen Sie den Teilnehmern, sich im Video zu orientieren und Sequenzen noch einmal abzuspielen.
Eine Alternative zu YouTube ist Hapyak. Mit Hapyak können Sie Fragen in ein Video einfügen und die Antworten Ihrer Teilnehmer kommentieren. Auf die Art schaffen Sie echte Interaktion in einer E-Learning-Umgebung.
Lernvideos sind aus den Kinderschuhen gewachsen. Sie müssen längst kein rein passives Medium mehr sein. Nutzen Sie die Möglichkeiten, damit aus den Lernvideos ein wirksamer und attraktiver Bestandteil Ihres Lernangebots wird.
Quelle: Brame, C.J. (2015). Effective educational videos. Retrieved [12.12.2018] from http://cft.vanderbilt.edu/guides-sub-pages/effective-educational-videos/.