Feedback unter Kollegen - mit diesen bewährten Tipps zu einer positiven Feedbackkultur

Feedback unter Kollegen
07.05.2020
Kerstin Boll
Kommunikations- und Interaktionskompetenz
Inhalt

Wie Sie Feedback unter Kollegen effektiv und angemessen einsetzen und sich auch in Zukunft in die Augen sehen - dazu geben wir Ihnen bewährte Tipps, mit denen es garantiert gelingt. Feedback geben, etwas erreichen und in gutem Einvernehmen bleiben: Das ist möglich, wenn Sie die Regeln guten Feedbacks einhalten. Die wesentlichen haben wir für Sie zusammengefasst.

"Feedback geben" - was heißt das eigentlich?

"Feedback" steht für eine konstruktive Rückmeldung zu dem, was einer macht oder sagt. Sie lädt den Feedback-Nehmer ein, eine Sache aus einer anderen Perspektive zu betrachten, anders zu handeln oder sich anders zu verhalten.

Weshalb sollten Sie Feedback geben?

Positives Feedback bestärkt den Feedback-Nehmer und zeigt ihm, dass er sich auf dem richtigen Weg befindet. Es drückt Wertschätzung aus und stärkt die Beziehung. Kritisches Feedback dagegen hilft, das eigene Verhalten zu korrigieren und zu verbessern, und zwar im Sinne des Teamerfolgs. Leider wird "Kritik" oft vorschnell mit "Angriff" oder "Übergriff" gleichgesetzt. Schließlich kann die Bitte um eine Verhaltensänderung für den Feedback-Nehmer ebenso gut zu einer Entlastung führen. Fehlverhalten hat häufig etwas mit Überforderung und Ängsten zu tun. Ein kritisches und konstruktives Feedback hilft in jedem Fall, sich weiterzuentwickeln. Niemand ist in der Lage, sich selbst objektiv zu betrachten. Ein Modell zur Veranschaulichung des Zusammenhangs zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung ist das sogenannte Johari-Fenster. Der Begriff setzt sich aus den Namen seiner "Erfinder" JOseph Luft und HArry Ingham zusammen. Die beiden Sozialpsychologen entwickelten das Johari-Fenster in den 1950er Jahren, um gruppendynamische Prozesse sichtbar zu machen.

Eine Feedbackkultur im Team zu etablieren, braucht zu Beginn Mut. Gegenseitiges Wohlwollen und eine konstruktive Grundhaltung sind dabei elementar. Unter dieser Voraussetzung schafft eine offene Feedbackkultur Vertrauen und Verständnis im Team. Sie führt zu besseren Resultaten und mehr Motivation. Feedback ist ein wichtiges Instrument, um die Zusammenarbeit im Team zu steuern und auf Dauer zu verbessern. Es macht den Weg frei für teamfördernde Verhaltensänderungen.

So gelingt konstruktives und positives Feedback unter Kollegen

Am besten geben Sie Ihr Feedback anlassbezogen, also direkt in der Situation, in der Sie Ihrem Kollegen eine Rückmeldung geben wollen. Dabei gibt es jedoch eine wichtige Einschränkung: Seien Sie besonders in Gruppen achtsam mit kritischem Feedback und achten Sie darauf, dass Ihr Kollege sein Gesicht wahren kann. Machen Sie ihn also nicht vor der Gruppe "runter" und schreiben ihm womöglich vor, wie er sich zu verhalten hat. Das Gleichgewicht in der Gruppe wäre damit gestört. Sollte er in Zukunft Ihrer Aufforderung folgen, blieben auf seiner Seite dennoch Störgefühle übrig und die Zusammenarbeit im Team wäre nachhaltig gestört.

Sollten Sie Ihre Rückmeldung im Beisein der Gruppe anbringen wollen, nehmen Sie bitte Abstand von Ihren persönlichen Empfindungen. Bringen Sie stattdessen Ihre Anmerkungen auf eine sachliche, möglichst objektive Ebene. Häufig ist ein Vier-Augen-Gespräch zielführender. Bitten Sie also Ihren Kollegen oder Ihre Kollegin um ein Gespräch und vereinbaren einen gemeinsamen Termin. Sie sollten jedoch nicht zu lange warten, sondern zeitnah handeln.

5 wichtige Regeln für kritisches Feedback unter Kollegen

Mit diesen fünf Regeln für kritisches Feedback umschiffen Sie mögliche Klippen:

1. Wertschätzende Grundhaltung

Nehmen Sie die Meinung und Haltung Ihres Gegenübers zunächst wertschätzend an. Gehen Sie erst einmal davon aus, dass er Gutes beabsichtigt. Es kann immerhin sein, dass das, was Sie irritiert, gewollt war und kein Fehler. Am besten leiten Sie Ihre Anmerkung damit ein, ihm zu zeigen, dass Sie ihn verstanden haben. Stellen Sie anschließend Ihre Frage.

2. Formulieren Sie klar und konkret

Was finden Sie an Ihrem Kollegen oder Ihrer Kollegin gut? Was wünschen Sie sich anders? Ob Sie positives oder kritisches Feedback anbringen wollen: Wählen Sie konkrete Worte. "Sie machen das immer so großartig." ist ein nettes Kompliment, hilft der Kollegin jedoch nicht, ihr Verhalten zu steuern. Umgekehrt lässt die Bemerkung "Das gefällt mir nicht. Das hatte ich mir anders vorgestellt" Ihren Kollegen ratlos zurück. Wo soll er mit dem Denken anfangen?

Der Auftrag eines konstruktiven Feedbacks ist, positives Verhalten zu stabilisieren und unproduktives Verhalten abzuwenden. Beziehen Sie sich deshalb immer auf die Sache und nicht auf die Person, und: Vermeiden Sie einen General-Aufwasch über die Fehltritte der letzten Monate. Das verletzt und ist zugleich zu wenig konkret, um Verbesserungen abzuleiten. Dosieren Sie Ihre Kritik achtsam.

3. Formulieren Sie Ihr Feedback als Ich-Botschaft

"Du bist schon wieder …" "Kannst du nicht endlich ...": Mit einer Du-Botschaft drängen Sie Ihren Kollegen in die Defensive. Wählen Sie stattdessen am besten eine Ich-Botschaft: Teilen Sie Ihrem Kollegen oder Ihrer Kollegen mit, wie Sie die gemeinsam erlebte Situation empfunden haben und was daraus folgte. So vermeiden Sie eine Konfrontation und bereiten den Boden dafür, dass sich etwas ändert.

4. Beschreiben statt Bewerten

Pauschale Bewertungen nach dem Motto: "Das geht so gar nicht" machen jede Kommunikation im Team kaputt. Besser ist es, Sie beschreiben, was Sie gesehen haben, was Ihnen gefallen hat und wo Sie Verbesserungspotenzial sehen.

5. Den Wunsch formulieren

Formulieren Sie am Schluss Ihren expliziten Wunsch. So steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Feedback angenommen wird.

Wie funktioniert Peer-Feedback?

Die bis hierher beschriebenen Formen des Feedbacks eignen sich, wenn Sie bei einem konkreten Anlass eine Rückmeldung geben wollen. Vielleicht wollen Sie Feedback erhalten, bevor Sie einen schwerwiegenden Fehler machen oder einfach, um Ihren Kurs einzuschätzen. Dann ist Peer-Feedback das Richtige für Sie. Der Begriff "Peer" kommt aus der Soziologie und steht für die Interessen- oder Bezugsgruppe eines Menschen. Die Basis bilden Gemeinsamkeiten hinsichtlich Alter, Status oder gemeinsame Erfahrungen. In Unternehmen sind in der Regel Personen der gleichen oder ähnlichen Hierarchiestufe gemeint. Bei einem Peer-Feedback holen Sie sich gezielt eine Rückmeldung zu von Ihnen gesetzten Themen ein.

Zu einem Peer-Feedback einladen

Am besten gehen Sie so vor:

  • Beschreiben Sie, zu welchen Themen Sie Feedback einholen wollen.

  • Wählen Sie drei bis fünf Personen aus, von denen Sie Feedback wollen.

  • Laden Sie die Feedback-Geber ein und vereinbaren einen Termin für höchstens eine Stunde.

  • Ihre Einladung sollte folgende Fragen beantworten: Um welches Thema geht es? Weshalb fragen Sie gerade diesen Kollegen oder diese Kollegin? Was sind Ihre konkreten Fragen?

Wenn Sie Ihre Einladung zwei Wochen vor dem Termin verschicken, haben alle genügend Zeit, sich vorzubereiten.

Eine Peer-Feedback-Runde gestalten

Als Gastgeber sind Sie zugleich der Moderator der Runde. Eine positive Atmosphäre gestalten Sie, indem Sie Vertrauen und Offenheit signalisieren. Sobald Sie zum Feedback übergehen, ist Ihre Rolle die des Zuhörers. Nehmen Sie das Feedback ohne Kommentar hin. Fragen Sie allenfalls nach, wenn Sie etwas nicht verstanden haben. Anstelle einer ganzen Gruppe können Sie auch nur eine Person fragen. Das Peer-Feedback erlaubt Ihnen, sich über Ihre Stärken und Schwächen klarzuwerden, Ihre Leistung zu reflektieren und gewünschtes sowie unerwünschtes Verhalten zu thematisieren.

Feedback annehmen: Wie gehen Sie mit Kritik um?

Feedback ist ein machtvolles Instrument. Doch sowohl Feedback-Geber wie -Nehmer sollten sich über den Auftrag eines Feedbacks und die Spielregeln im Klaren sein. Beides kann und muss man lernen. Positive Rückmeldungen hört jeder gerne. Kritik hingegen kratzt am Selbstwertgefühl. Vorwürfe lassen uns fast automatisch in den Rechtfertigungs- und Angriffsmodus wechseln. Noch häufiger passiert es, dass wir einfach nicht hinhören.

Wenn Sie Feedback erhalten, lautet die wichtigste Regel: Hören Sie zu.

Das, was der andere zu sagen hat, könnte für Sie hilfreich sein und das Team voranbringen. Mit der Methode des "aktiven Zuhörens" des Psychologen Carl Rogers trainieren Sie Ihre Wahrnehmung:

  • Konzentrieren Sie sich auf Ihr Gegenüber und begegnen ihm mit Empathie.

  • Pflegen Sie einen zurückhaltenden Umgang mit der eigenen Meinung.

  • Spüren Sie die Wahrnehmung Ihrer eigenen Gefühle und die des Gegenübers.

  • Signalisieren Sie mit kurzen, bestätigenden Aussagen Ihre Offenheit.

  • Fragen Sie bei Unklarheiten sachlich nach.

Optimal ist es, wenn Sie am Ende das Feedback zusammenfassen und sich bedanken.

Diese fünf Regeln des aktiven Zuhörens geben Ihnen die Gelegenheit, eine konstruktive Gesprächsatmosphäre herzustellen und die Aussagen Ihres Gegenübers genau zu verstehen. Sie vermeiden vorschnelle und falsche Reaktionen. Zugleich schließen Sie Missverständnisse und Fehlinterpretationen aus.

Feedback ist ein Geschenk, das Ihnen hilft, sich weiterzuentwickeln. Es erlaubt Ihnen einen Blick auf die Dinge an sich selbst, die Sie nicht sehen können. Gutes, konstruktives Feedback ist ein Gewinn für Sie und zugleich ein Baustein für den Aufbau einer guten Teamkultur.

Feedback unter Kollegen bei der Pink University

Feedback unter Kollegen geben und nehmen - das können Sie Lernen: Dies gehört zum Programm unseres Kurses und unser Angebot zum Thema "Feedback unter Kollegen".

Personalverantwortlichen in Unternehmen stellen wir gerne einen Testzugang zum E⁠-⁠Learning „Feedback unter Kollegen zur Verfügung. Anruf oder Mail genügen: Kontakt unter Tel: +49 89 5 47 27 84 10 oder E⁠-⁠Mail: kontakt@pinktum.com.

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