Mental Health: Die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden schützen

03.06.2024
Christian Luscher

Eine Billion Dollar. Also tausend Milliarden. So viel geht der Weltwirtschaft laut der WHO durch psychische Erkrankungen verloren. Jedes Jahr! Krasse Zahl, oder? Psychische Erkrankungen nehmen zu und sorgen verglichen mit körperlichen Erkrankungen für höhere Ausfallzeiten und Frühverrentungen. Die enormen wirtschaftlichen Verluste durch psychische Erkrankungen sind – zusätzlich zum enormen Leid, das sie über die Menschheit bringen – Grund genug, die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden bewahren zu wollen. Nur – wie geht das?

Was ist Mental Health?

Die WHO definiert psychische Gesundheit als Zustand des psychischen Wohlbefindens, der es den Menschen ermöglicht, die Belastungen des Lebens zu bewältigen, ihre Potentiale auszuleben, gut zu lernen und zu arbeiten und einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft zu leisten. Und wenn die psychische Gesundheit nicht mehr gegeben ist, entfallen diese Beiträge und der Gemeinschaft als Ganzes geht viel verloren. Wie bekommen wir Menschen dazu, wie es die WHO schreibt, ihre Potentiale auszuleben, gut zu lernen und zu arbeiten? Natürlich können und sollten dafür die Einzelnen selbst viel tun . Doch der Führungsstil spielt dennoch eine wichtige Rolle.

Führungsstil und geistige Gesundheit

Wie führst du deine Mitarbeitenden? Machst du ihnen das Leben leicht oder schwer? Wie belastend gestaltest du ihren Arbeitsalltag? Natürlich, bei einigen Leser:innen könnten sich jetzt Emotionen regen wie: „Ich kann meine Mitarbeitenden ja nun auch nicht in Watte packen“ oder „Was heißt da ‚Belastung‘? Natürlich ist Arbeit eine Belastung, wir sind ja nicht zum Spaß hier“. Aber darum geht es gar nicht. Wie du auf deine Mitarbeitenden zugehst, hat eine große Bedeutung für deren wahrgenommene Belastung – und bei einem suboptimalen Führungsstil werden auch gerechtfertigte Anweisungen und Feedback als Zumutung empfunden.

Wenn man vom Guten im Menschen ausgeht – und das sollten wir sowieso immer – setzt man voraus, dass die Mitarbeitenden einen guten Job machen wollen. Unter dieser Voraussetzung ändert sich auch die Grundfrage von „Wie kann ich meine Mitarbeitenden dazu bewegen, einen guten Job zu machen“ in: „Wie kann ich meinen Mitarbeitenden ermöglichen, den guten Job zu machen, den sie machen wollen?“ Und daraus ergibt sich gleich eine andere Art des Umgangs mit den Mitarbeitenden – weg von der transaktionalen Führung. Es geht nicht mehr um Leistung und Lohn, sondern um Entwicklung, Begeisterung, Lernen und Inspiration – gemeinhin bekannt als transformationale Führung. Transformationale Führung zielt darauf ab, Mitarbeitende durch Inspiration, Motivation und eine klare Vision zu führen. Diese Führungskräfte fördern Innovation und Veränderung, indem sie Vertrauen, Respekt und Begeisterung in ihrem Team aufbauen und individuelle Bedürfnisse und Potenziale berücksichtigen. Tatsächlich gibt es Hinweise , dass sich transformationale Führung tatsächlich positiv auf die wahrgenommene Belastung der Mitarbeitenden auswirkt.

Gegenseitige Unterstützung für Gesundheit

Doch nicht nur die Führungskraft selbst kann durch ihr direktes Handeln die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden positiv beeinflussen. Auch auf Unternehmensebene kann viel getan werden, um für eine gesunde Atmosphäre zu sorgen. Eine Kultur einer gegenseitigen Unterstützung zu etablieren, ist zum Beispiel hilfreich. Dabei darf es natürlich nicht bei Lippenbekenntnissen bleiben – um deutlich zu machen, wie ernst deinem Unternehmen dieses Mindset ist, lohnt es sich zum Beispiel auch, ein Bekenntnis dazu ins unternehmensweite Leitbild aufzunehmen. Wie könnte eine solche unternehmensweite Unterstützungskultur aussehen?

1. Transparenz in der Kommunikation: Es ist wichtig, dass Kommunikation offen und transparent geführt wird, insbesondere im Hinblick auf Fehler und Schwächen. Eine solche Offenheit ermutigt Mitarbeitende zur Selbstreflexion und macht sie auf mögliche Warnsignale bei sich selbst und ihren Kolleg:innen aufmerksam.

2. Regelmäßige Teamworkshops: Diese Workshops sollten sich mit Themen der sozialen Unterstützung beschäftigen und den Mitarbeitenden die Möglichkeit geben, ihre Fähigkeiten in diesem Bereich zu verbessern.

3. Leitbild der gegenseitigen Unterstützung: Es ist vorteilhaft, gegenseitige Hilfe und Unterstützung in das Leitbild des Unternehmens aufzunehmen, um so die Bedeutung dieser Werte für die gesamte Organisation zu unterstreichen.

4. Förderung entsprechender Kompetenzen: Die Mitarbeitenden sollten ermutigt und unterstützt werden, Fähigkeiten zu entwickeln, die für eine unterstützende Kultur notwendig sind. Dazu gehören Kommunikationsfähigkeiten, Konfliktmanagement , Resilienztraining , Achtsamkeit und Entspannungstechniken.

5. Wertschätzende Ansprache bei psychischen Krisen: Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass Mitarbeitende wertschätzend angesprochen werden, wenn der Verdacht besteht, dass sie in eine psychische Krise geraten könnten. Dies trägt dazu bei, ein unterstützendes und sicheres Arbeitsumfeld zu schaffen.

Insgesamt zielt eine unternehmensweite Unterstützungskultur darauf ab, ein Umfeld zu schaffen, in dem Mitarbeitende sich gegenseitig helfen, offen über Probleme sprechen und gemeinsam an Lösungen arbeiten können. Dies stärkt das Wohlbefinden und die Produktivität innerhalb des Unternehmens.

Und was ist mit dir?

Bei aller Sorge um deine Mitarbeitenden darfst du auch nicht deine eigene mentale Gesundheit vergessen. Denn Führungskräfte sind besonders durch psychische Belastungen gefährdet. Häufig arbeiten sie länger als Mitarbeitende in Nicht-Führungspositionen. Außerdem sind sie gerade im mittleren Management Druck von mehreren Seiten ausgesetzt: Der Geschäftsführung, aber auch dem eigenen Team. Erschwerend kommt dazu, dass heute leider immer noch veraltete Führungsvorstellungen kursieren, im Sinne von: Die Führungskraft darf keine Schwäche zeigen, muss alles wissen, immer da sein und alles mikromanagen. All diese Faktoren vermischen sich zu einer toxischen Mischung, die Führungskräfte vor schwere Belastungen stellen kann. Was also tun?

1. Veraltete Führungsvorstellungen hinterfragen: Gib ruhig Schwächen zu. Du musst nicht alles wissen und alles tun. Vertraue deinen Mitarbeitenden und delegiere klug. Pflege einen transparenten, partizipativen Führungsstil.

2. Ausgleich schaffen: Mach auch mal Feierabend. Fahr in den Urlaub. Und dann lässt du bitte Diensthandy und Notebook aus! Belebe alte Hobbys wieder oder probiere Neues aus!

3. Soziale Netzwerke: Vernetz dich zum einen mit anderen Führungskräften, die in ähnlichen Situationen sind wie du, um Erfahrungen auszutauschen und Herausforderungen gemeinsam zu lösen. Zum anderen stärke aber auch Freundeskreise außerhalb vom Job. Es tut auch mal ganz gut, über Dinge zu reden, die nicht die Arbeit betreffen!

4. Gesundes Leben vorleben: Regelmäßige Bewegung und gute Ernährung – das wirkt sich natürlich auch positiv auf die Psyche aus! Und wenn du dich gesundheitsbewusst verhältst, kann sich das auch auf dein Team auswirken! Ein gemeinsamer Spaziergang in der Mittagspause macht nicht nur den Kopf frei.

Als Team gesund in die Zukunft

Im Kleinen wie im Großen wird unser Leben weiter von Herausforderungen geprägt sein. Mit ihnen gut umzugehen, ist die Herausforderung von uns allen. Du als Führungskraft hast eine besondere Verantwortung deinem Team und deinem Unternehmen gegenüber. Wenn du sie meisterst, hilfst du nicht nur deinen Mitarbeitenden und deinem Unternehmen, sondern schlussendlich auch dir selbst. Viel Erfolg!

Für mehr Infos zum Thema probiere unser neues E⁠-⁠Training aus: „Mental Health: Die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden schützen“

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