Vom Training zum E⁠-⁠Training

Durch Digitale Trends zum E-Learning
11.08.2021
Kerstin Boll
Businesskompetenz
Inhalt

E⁠-⁠Trainings haben Hochkonjunktur. Auch nach der Pandemie werden sie uns erhalten bleiben und einen hohen Stellenwert einnehmen. Doch nutzen wir bereits ihr volles Potenzial aus?

Andreas Wittke, Chief Digital Officer beim Institut für Lerndienstleistungen an der Fachhochschule Lübeck, ist da skeptisch. „E⁠-⁠Learning ist gescheitert„, ruft er uns zu. Zum Beweis verweist er auf hohe Absprungraten etwa bei MOOCs (Massive Open Online Course). Die Bilanz muss schmerzhaft für ihn sein, engagiert er sich doch selbst in verschiedenen MOOC-Projekten.

Wie gut nutzen wir das digitale Potenzial wirklich?

Seine Erklärung ist die: Wir denken nicht wirklich digital. Stattdessen versuchen wir, analoge Prozesse ins Netz zu übertragen. Und das geht schief. Untypisch ist das nicht, sogar normal. Wann immer eine neue Technologie auf den Markt gekommen ist, hat es eine Weile gedauert, bis findige Köpfe etwas wirklich Gutes damit gemacht haben. Ob Fernsehen, PCs oder Smartphones: Zu Beginn müssen wir Anwender:innen lernen, was an Möglichkeiten in den Technologien steckt. Ein herausfordernder und wichtiger Gedanke!

Von analog nach digital: Was ist anders?

Mit Blick auf E⁠-⁠Trainings lässt sich eines mit Sicherheit sagen: Da kommt noch etwas.

Klassische Trainings eins zu eins ins Netz zu übertragen, geht nicht gut. Das hat sich herumgesprochen. Auf welche Bedingungen muss ein gutes Trainingsdesign Rücksicht nehmen?

Eigenmotivation

E⁠-⁠Trainings verlangen nach einem hohen Maß an Selbstdisziplin, denn in der Regel wird ein großer Anteil im Eigenstudium bearbeitet. Macht das Training wirklich Spaß? Lohnt der Aufwand? Nagt erst einmal der Zweifel und kommt dann auch noch die Ablenkung hinzu, hat konzentriertes Lernen kaum noch eine Chance.

Persönliche Unterstützung

Wer Fragen hat, bekommt Hilfe. Manchmal. Manchmal nicht. Oder zeitverzögert. Bis dahin muss der Lernende warten – und das geht ihm auf die Nerven. Die Lernenden sind in weiten Teilen auf sich gestellt. Es besteht die Gefahr, dass sie stolpern und nicht weiterkommen. Online-Trainings sollten deshalb abgespeckt und verständlich aufbereitet sein.

Technik

Mit der Technik werden wir nach und nach vertrauter. Doch noch immer gibt es wenig, auf das wir uns blind verlassen können. Alle können zum Beispiel E⁠-⁠Mails schreiben, das ist sicher. Doch schon bei den Video-Konferenzen wird es schwierig: Die meisten können unfallfrei ihr vertrautes System starten. Beim Umstieg von Zoom nach Microsoft Teams etwa kann es bereits zu Schwierigkeiten kommen. Ein Wechsel zwischen den Systemen ist mühsam.

Zudem erscheinen laufend neue Anwendungen und Apps am Horizont. Sie wollen verstanden und geübt werden. Vielfach müssen die Lernenden erst die Technik lernen, bevor sie mit dem eigentlichen Thema anfangen können.

Und gelegentlich geht die Technik ganz einfach die Technik – wenn etwa das Internet ausfällt oder der Laptop wegen Überhitzung stehen bleibt.

Bildschirmarbeit

Schon lange wissen wir: Digitale Texte zu lesen, ist anstrengender als gedruckte Texte . Die Arbeit am Bildschirm ermüdet, besonders die Augen. Seit Beginn der Pandemie haben wir Bekanntschaft mit der Zoom Fatigue gemacht, also der Zoom-Müdigkeit.

Zu den Gründen zählen unter anderen: die schwankende Bild- und Ton-Qualität, die Zeitverzögerung bei der Übertragung (Latenz), laufend das eigene Gesicht zu sehen, die Reizüberflutung durch die Vielzahl an Teilnehmer und deren Mimik-Signale. Bildschirmarbeit strengt an. Das muss ein Online-Trainings-Design berücksichtigen.

Ablenkung

Ob Arbeitsplatz im Büro oder Homeoffice: Die Ablenkung lauert an jeder Ecke. Hier sind es die Fragen der Kolleg:innen, E⁠-⁠Mails oder Telefonanrufe. Dort das Klingeln an der Tür, die Kinder oder die fertige Spülmaschine. Nach der Unterbrechung wieder in einen guten Lernfluss zu kommen, ist schwierig.

Was E⁠-⁠Trainings wirklich brauchen

In dieser Umgebung muss sich E⁠-⁠Learning bewähren. Deshalb ist es so wichtig, dass

  • das E⁠-⁠Training auf den Bedarf der Lernenden zugeschnitten ist – damit die Motivation stimmt.

  • es abwechslungsreich und spannend ist – um der vielfachen Ablenkung etwas entgegenzusetzen.

  • es auf Selbst-Lernen und Selbst-Erfahren baut – weil die One-Way-Beschallung schon im Präsenz-Training nicht gut funktioniert. Online gilt das noch mehr, denn das Gehirn ist mit der Technik bereits stark gefordert.

  • das E⁠-⁠Training in gut verdaulichen, kleinen Einheiten präsentiert wird. Eine halbe Stunde voller Konzentration bringt weiter als eine ganze geistesabwesende Stunde.

  • es sich auf das Wesentliche konzentriert – um Hürden und Irritationen möglichst aus dem Weg zu gehen.

Das lässt sich doch in den Griff kriegen!

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