Zusammenarbeit der Generationen

02.04.2024
Nikolaus Schaefer
Führungskompetenz
Inhalt

„Typisch Gen Z“, „Immer diese Boomer“… Unterschiedliche Generationen ticken anders. Das führt zu Witzen und Missverständnissen, im schlimmsten Fall aber auch zu tiefgreifenden Konflikten und Streit. Wenn Gen X, Y, Z und die Babyboomer zusammenarbeiten, prallen unterschiedliche Wertemuster und Arbeitsvorstellungen aufeinander. Trotzdem oder gerade deshalb ist die generationsübergreifende Zusammenarbeit in Teams so ergiebig. In der Reibung entsteht Neues. Hier erfährst du, wie du die Herausforderung meisterst, generationengerecht zu führen und zusammenzuarbeiten.

Übersicht: Generationen und ihre Merkmale

Pauschalisieren ist ein No-Go, zugleich hilft eine Kategorisierung von Menschen aber für eine erste Annäherung. Ein wenig Hintergrundwissen bereitet auf den Umgang mit unterschiedlichen Altersgruppen vor – in der Zusammenarbeit und der Führung. Die aktivsten Generationen in der Arbeitswelt sind aktuell:

Babyboomer (*1946-1964) zeichnen sich durch Optimismus und ihren Glauben an Wachstum aus. Boomer identifizieren sich tendenziell stark mit ihrer Arbeit, sind sehr leistungsbereit und streben nach Verbesserung, Selbstoptimierung, Macht und Status.

Generation X (*1965-1979) ist eher geprägt von ihrem Wunsch nach Stabilität und dem Blick aufs Wesentliche. Work-Life-Balance gewinnt für sie an Bedeutung.

Generation Y, auch bekannt als Millennials (*1980-1995) hinterfragen vieles. Sie sind technikaffin, mobil und flexibel, lassen die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen, sind anpassungsfähig, karriere- und praxisorientiert.

Gen Z (*1996-2010) trennt Arbeit und Freizeit klar, setzt auf Selbstverwirklichung, Sicherheit und Nachhaltigkeit. Die Digital Natives sind technisch versiert und haben eine besondere Erwartungshaltung an Unternehmen und Führungskraft.

Definition: Was ist eigentlich eine Generation?

Sozialwissenschaftler:innen definieren Generationen als Gruppen, die zur gleichen Zeit leben und geprägt sind von ähnlichen Erfahrungen und Entwicklungen. Diese können wirtschaftlicher, kultureller und politischer Art sein. Daraus wiederum entstehen tendenziell ähnliche Werte und Einstellungen. Zugleich aber ist eine Generation immer ein Konstrukt. Jede Generation wird konstruiert von den Umständen, der Gruppe selbst und auch von anderen Generationen. Das bedeutet auch, dass Generationen sich stets in einem Entstehungsprozess befinden: Sie werden permanent verändert und agieren dabei zugleich als aktive Gestalter und als passiv Reagierende. All diesen Faktoren zum Trotz hilft das Konzept der Generationen, gewisse Tendenzen verschiedener Altersgruppen besser zu verstehen. Zusätzlich zum Alter spielen natürlich auch Aspekte wie Ethnie oder sozio-ökonomische Verhältnisse eine Rolle. Zeitliche Koexistenz ist komplex und entsprechend sind nicht alle Vertreterinnen und Vertreter einer Generation gleich.

Anderes Alter, andere Werte? Mögliche Konflikte zwischen Generationen

Generationenkonflikte belasten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer weltweit. Studien belegen, dass Konflikte zwischen Generationen ein echtes Risiko für Unternehmen darstellen. Wer mögliche Reibungspunkte identifizieren möchte, braucht feine Antennen. Bereiche, in denen Generationen wie Boomer und Gen Z gerne mal aneinandergeraten, sind zum Beispiel die Einstellung zur Arbeit selbst, der Wunsch nach Flexibilität statt fester Strukturen oder auch die Vorstellung davon, was eine gute Work-Life-Balance ist. Große Streitthemen können auch Hierarchie und Kommunikation im Team sein.

Je nachdem ob der Job Teil des Selbstverständnisses oder eher Mittel zum Zweck ist, ergeben sich auch unterschiedliche Vorstellungen davon, was im Arbeitsalltag als „normal“ empfunden wird. Überstunden beispielsweise oder Anrufe außerhalb der Arbeitszeit können schnell zum Streitthema werden. Führungskräfte und Teammitglieder müssen hier gemeinsam Kompromisse finden. Eine faire Behandlung ist hier immer die Richtlinie für alle Mitarbeitenden und Generationen.

Speziell Gen Y und Z wünschen sich flexibles Arbeiten, was den Arbeitsort und die Arbeitsweise angeht. Ältere Generationen oder langjährige Mitarbeitende fühlen sich jedoch oft eher in bewährten Strukturen wohl. Das betrifft neben Arbeitszeiten, auch Prozesse oder Ablagesysteme. Wollen junge Neustarter:innen hier alles umschmeißen, dann entsteht häufig Unmut oder Streit. Wichtig ist daher, immer die Vor- und Nachteile von Veränderungen offen zu diskutieren/ besprechen. Einerseits sollen Teammitglieder sich natürlich gehört fühlen und Ideen für Verbesserungen einbringen, andererseits dürfen die anderen Mitarbeitenden nicht übergangen werden, wenn es sich um Entscheidungen handelt, die alle betreffen werden.

Arbeit und Freizeit trennen verschiedene Generationen unterschiedlich, ebenso sieht die Definition einer guten Work-Life-Balance etwas anders aus, je nachdem, wen man eben fragt. Generell ist das Gleichgewicht zwischen Job und Freizeit für typische Vertreter:innen der Gen X, Y und Z wichtiger als für Boomer. Babyboomer priorisieren Sicherheit und Weiterentwicklung, Gen Y versucht sich in einem Spagat aus Work-Life-Blending. Hier verschwimmen die Grenzen oft, zum Beispiel, wenn es darum geht, außerhalb der Arbeitszeit zu telefonieren oder mal eben eine E⁠-⁠Mail zu beantworten. Die beiden Generationen X und auch Z haben klare Grenzen lieber. Wenn sie offline sind, dann ist nicht mit einer Rückmeldung zu rechnen. Wichtig ist trotzdem, dass im Team für alle die gleichen Regeln gelten und offen kommuniziert wird, wenn es um die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit geht. Auch hier ist Fairness besonders wichtig.

Besonders in puncto Kommunikation knallt es gerne mal zwischen den Generationen. Dabei geht es einerseits oft um den Umgangston im Team, andererseits um die Wahl der Kommunikationsmittel. Studien zeigen, dass speziell die Generation der Boomer und Gen X den persönlichen Kontakt bevorzugen, Gen Y wählt im Zweifelsfall eher E⁠-⁠Mails und Gen Z schickt Nachrichten am liebsten in Chats. Das kann Zeit sparen, aber auch dafür sorgen, dass Informationen unstrukturiert von A nach B wandern. Bei der Wahl des richtigen Kommunikationsmittels sollten also nicht nur die Vorlieben des oder der Mitarbeitenden unter die Lupe genommen werden, sondern auch der Inhalt, um den es geht. Ein letzter möglicher Konfliktherd sind die Ansprache und der Ton in Meetings, Mails und natürlich persönlich. Auch hier ist eine einheitliche Linie und eventuell ein Kommunikations-Knigge fürs Team entscheidend, damit sich alle wohlfühlen.

Zusätzlich zu arbeitsbezogenen Konflikten können übergeordnete Themen für Antipathie sorgen. Das sind beispielsweise Themen wie Politik, Ernährung oder Nachhaltigkeit. Jede Art von Meinungsdifferenzen kann zu Feindseligkeiten führen und handelt es sich um Aspekte, die auch eng mit dem Selbstbild oder der eigenen Identität verknüpft sind, lassen sich Differenzen nicht einfach so überbrücken. Trotzdem kann sich auch hier die Suche nach Kompromissen auszahlen. Denken wir an das Thema Nachhaltigkeit, könnten sich zum Beispiel alle Teammitglieder darauf einigen, Ausdrucke zu vermeiden, ohne das Ausdrucken von Dokumenten jedoch komplett zu verbieten. Für jegliche Art von Konflikten förderlich: ein offenes Gespräch, das Identifizieren von Konfliktfeldern und das Finden von Lösungen, mit denen alle Teammitglieder leben können.

Fünf Tipps für die Zusammenarbeit zwischen Generationen

Aufmerksam gegenüber Alt und Jung

Der stärkste Kontrast besteht generell zwischen den älteren Generationen und der jeweils jüngsten, neuesten Generation auf dem Arbeitsmarkt – aktuell die Gen Z. Ältere Generationen werfen den Neueinsteigerinnen und Neueinsteigern typischerweise vor, dass sie sich überschätzen und nicht selbstkritisch oder loyal genug sind. Innerhalb des Teams und auch des Unternehmens als Ganzem sollten solche Vorurteile immer hinterfragt werden. Entstehen dennoch Konflikte, dann sollten Mitarbeitende am besten rechtzeitig miteinander – und nicht übereinander sprechen.

Auf Reibung reagieren

Ein starker Teamzusammenhalt und Effizienz trotz Altersunterschieden basieren darauf, mögliche Reibungspunkte im Team zu identifizieren und auch ganz gezielt auf diese zu reagieren. Das bedeutet einerseits, gemeinsam im Team einheitliche Regeln für alle festzulegen und sich andererseits auch daran zu halten. Solche Regelungen können eine klare Privatsphäre, geregelte Arbeits- und Freizeit sowie die Trennung von Social Media in privat und beruflich umfassen. Auch die Erwartungshaltung von Seiten der Führungskräfte und der Kolleginnen und Kollegen muss sich danach ausrichten.

Gemeinsamkeiten finden

Wenn Unterschiede spalten, dann stiften Gemeinsamkeiten Verbundenheit. Sich auf diese Gemeinsamkeiten zu besinnen stärkt entsprechend das Teamgefühl und hilft, Altersunterschiede oder andere Differenzen besser zu überwinden. Solche Gemeinsamkeiten lassen sich in Aspekten wie einer geteilten Vision, ähnlichen Hobbys oder dem Wunsch nach Sinn im Job finden. Um solche Gemeinsamkeiten zu entdecken, helfen neben informeller Teamtreffen auch gemeinsame Trainings, Workshops, geteilte Arbeitsbereiche und gezielte Teambuilding-Maßnahmen. Ein weiterer möglicher Startpunkt kann ein „Generationenworkshop“ sein. Dabei kommen Fragen nach den Merkmalen der Generationen ebenso auf den Tisch, wie der Umgang mit den tatsächlichen Vertreter:innen dieser Generation im Unternehmen. Außerdem stellt sich im Team und teamübergreifend die Frage, was allen Generationen in diesem Unternehmen wichtig ist und nach welchen Werten die Mitarbeitenden handeln wollen.

Gemischte Gruppen

Ebenfalls höchst effektiv ist die gemeinsame Arbeit in altersmäßig bewusst gemischten Projektgruppen. Erfolge solcher generationenübergreifender Gruppen dokumentiert das Projektteam und teilt diese anschließend mit dem Rest des Teams oder auch direkt unternehmensintern, beispielsweise über das Intranet. Im Fokus steht dabei immer der Beitrag, den jedes Teammitglied und jede Generation zum Gelingen beigetragen hat. Werden Teammitglieder mit ihren Fähigkeiten, Werten und zusätzlichen Perspektiven geschätzt, die sie als typische wie auch untypische Vertreter:innen ihrer Generation einbringen, dann entsteht gutes, generationenübergreifendes Teamwork.

Generationsübergreifender Wissenstransfer

Großes Potenzial schlummert leider oft unbemerkt in Teammitgliedern oder es stößt an Generationsgrenzen. Dabei ist gerade eine große Generationenvielfalt im Unternehmen besonders förderlich für neue Ideen und Innovationen. Wichtig ist dabei, dass der Wissenstransfer im Unternehmen immer in beide Richtungen stattfindet. Dafür wiederum sind passende Angebote und Formate entscheidend, die die Mitarbeitenden kennen und auch nutzen. Ein Beispiel dafür sind längerfristige Mentoring-Programme, interne Training oder auch Inhalte, die von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern selbst erstellt und aufgezeichnet werden. Besonders attraktiv für die unternehmensinterne Konservendose sind Produktwissen sowie Wissen über das Unternehmen, über Arbeitsschritte, Herausforderungen und welche Strategien sich im Umgang mit Problemen bewährt haben. All das lässt sich wunderbar in Videos, Audios oder Texten festhalten und weitergeben.

Unter die Kategorie „Lernen von anderen Generationen“ fallen auch Bewältigungsstrategien bei Stress und Werte wie Geduld und Loyalität. Andererseits Aspekte wie Work-Life-Balance, Flexibilität, Offenheit und Kreativität sowie die Bereitschaft zum Networking. Zudem bringen jüngere Kolleginnen und Kollegen frisches, aktuelles Fachwissen mit, das sich gewinnbringend mit den Erfahrungswerten aus der Arbeitswelt und dem etablierten Netzwerk an Kontakten älterer Kolleginnen und Kollegen kombinieren lässt. Im gegenseitigen Mentoring können jüngere und ältere Teammitglieder sich gegenseitig inhaltlich unterstützen und lernen zugleich besser zu verstehen, wie die jeweils andere Generation tickt. Sie besser einschätzen zu lernen kann schließlich auch helfen, potenzielle Zielgruppen künftig genauer einzuschätzen. Langfristig unterstützt eine solche generationenübergreifende Coaching- und Lernkultur die Teams und das Unternehmen. Sie hilft, die Perspektive zu wechseln und stärkt das Teamgefühl.

Fazit

Das Führen von Teams, die aus unterschiedlichen Generationen bestehen und die gewinnbringende Zusammenarbeit sind ein wichtiger Bestandteil des Führungsalltags im 21. Jahrhundert. Zugleich wird jede neue Generation auf dem Arbeitsmarkt neue Werte im Gepäck haben, neues Potenzial, aber auch neuen Zündstoff. Das heißt: Flexibel und kompromissbereit bleiben, zuhören und immer voneinander lernen.

Mehr zum Thema Generationen erfährst du in unserem E⁠-⁠Training: Generationenübergreifend führen und zusammenarbeiten.

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