39 % der Deutschen finden Blaumachen okay
Eine aktuelle Umfrage des PINKTUM Institute deckt Erschöpfung und Unzufriedenheit als Treiber des rekordhohen Krankenstands in Deutschland auf.
34 Prozent der Befragten lassen sich schneller krankschreiben als früher
Führungskräfte und Männer machen häufiger blau als der Durchschnitt
Die Erschöpfung steigt, 55 Prozent fühlen sich erschöpfter als vor drei Jahren
43 Prozent sagen, dass ihr Einsatz bei der Arbeit zu wenig wertgeschätzt wird
Vier von zehn Mitarbeitenden arbeiten trotz Krankheitszeichen aus Angst um den Job
Der hohe Krankenstand in Deutschland belastet die Wirtschaft. Seit Jahren melden Krankenkassen einen Anstieg der durchschnittlichen Krankentage. Doch was steckt jenseits medizinischer Ursachen dahinter? Das PINKTUM Institute befragte im Mai 1068 Erwerbstätige nach ihrem Umgang mit Krankmeldungen. Der Ergebnisbericht „Heute bin ich krank“ liegt jetzt vor und enthüllt Probleme, die Unternehmen alarmieren dürften: 39 Prozent der Teilnehmer finden es „okay, mal krankzumachen“, obwohl man arbeiten könnte. Besonders häufig trifft dies für Führungskräfte (50%) und Männer (46%) zu, während Frauen (30%) und Nichtführungskräften (27%) seltener blaumachen. Jeder dritte Beschäftigte gibt an, heute eher bereit zu sein, sich auch bei leichtem Unwohlsein krankschreiben zu lassen als früher. Die Ursachen dafür sind Erschöpfung, Unzufriedenheit und dass es so einfach ist.
Krankschreibung als Ausweg aus der Kraftlosigkeit
Ein dominanter Treiber des steigenden Krankenstands ist die Kraftlosigkeit der Deutschen. Jeder Zweite fühlt sich generell erschöpft. Frauen (59%) mehr als Männer (39%). Die Auswertung der Umfrage hat ergeben, dass die steigende Erschöpfung einen starken Einfluss auf die vermehrten Krankmeldungen hat. „Die Situation verschärft sich“, warnt Joachim Pawlik, CEO der PAWLIK Group, der die Studie in Auftrag gegeben hat. Seit der letzten Erhebung des PINKTUM Institute Ende 2023 ist der Kraftverlust signifikant weiter gestiegen. 55 Prozent der Befragten haben weniger Kraft als noch vor drei Jahren. Vor einem halben Jahr sagten dies 49 Prozent. 52 Prozent geben an, ohne gelegentliche Auszeiten, das eigene Leben nicht bewältigen zu können.
Die Motivation sinkt
Die Befragung lässt laut Institutsleiter Dr. Wolf-Bertram von Bismarck eine Unzufriedenheit unter Mitarbeitenden erkennen. 43 Prozent empfinden ihren Einsatz bei der Arbeit als wenig wertgeschätzt. Dies wirkt sich erheblich auf die Erschöpfung als wesentlichen Faktor aus, sich trotz Arbeitsfähigkeit krankzumelden. Auch die materielle Wertschätzung fehlt vielen. Vier von zehn Mitarbeitenden finden es angesichts ihres Verdienstes in Ordnung blauzumachen (42%). Etwa jeder Vierte glaubt, dass es wenig Unterschied macht, ob er bei der Arbeit ist oder nicht (24%) und 28 Prozent fragen sich, warum sie überhaupt noch zur Arbeit gehen, „wenn doch sowieso alles bergab geht“.
Es ist leicht, sich krankschreiben zu lassen
Wer sich schlapp und wenig motiviert fühlt, hat es offenbar nicht schwer, sich krankschreiben zu lassen. Fast die Hälfte der Befragten findet es „einfach“, auch dann eine Krankschreibung zu erhalten, wenn man nicht wirklich krank ist (45%). Und wenn der Arzt kein Attest ausstellt, gehen 21 Prozent zum nächsten. Hinzu kommt, dass es „im Homeoffice viel leichter ist, auch mal einen Tag krankzumachen“, sagen 47 Prozent der Erwerbstätigen.
Viele arbeiten auch krank
Auf der anderen Seite geben 59 Prozent der Befragten an, oft auch dann zur Arbeit zu gehen, wenn sie eigentlich krank zu Hause bleiben sollten. Die wichtigsten Gründe sind das Gefühl, gebraucht zu werden (86%) und die Kollegen nicht hängen lassen zu wollen (82%). Auch Ängste spielen eine Rolle. Vier von zehn Personen gehen aus Angst um ihren Job angeschlagen zur Arbeit. Jeder Dritte scheut den Druck des Chefs oder der Chefin. Joachim Pawlik resümiert: Wenn Menschen aus Angst oder weil ihre Kolleginnen und Kollegen sonst untergehen, krank arbeiten, weist das auf Probleme in der Struktur und in der Kultur hin. Es darf nicht sein, dass die Beschäftigen diese ausbaden müssen.“
Joachim Pawlik: „Die Umfrage belegt, dass wir uns dem Tabuthema ‚Blaumachen‘ stellen müssen. Nicht, indem wir den Zeigefinger auf die Arbeitnehmenden richten, sondern indem wir die tieferliegenden Probleme angehen. Wir müssen mentale Stärke aufbauen, um den Krisen zu begegnen, wir müssen den Zusammenhalt stärken und wir müssen ein neues Führungsverständnis aufbauen, das die Kräfte im Team mobilisiert und den Menschen Energie gibt.“
Die Umfrage „Heute bin ich krank - Befragung zum Umgang mit Krankmeldungen“ wurde im Mai 2024 unter 1068 Personen durchgeführt. Die Datenerhebung erfolgte über die Talk Online GmbH.
Für redaktionelle Zwecke senden wir Ihnen den Ergebnisbericht auf Anfrage an unsere Pressestelle gerne digital zu ( kristina.behrend@pinktum.com).
Anderen Interessenten steht die Studie hier zum kostenlosen Download zur Verfügung.
Über PINKTUM Institute
PINKTUM Institute ist die wissenschaftliche Gesellschaft der PINKTUM Gruppe. Das Forschungs- und Umfrageunternehmen wurde 2023 unter der Leitung von Dr. Wolf-Bertram von Bismarck gegründet. Das Forschungsfeld lehnt sich thematisch an das EdTech-Unternehmen PINKTUM/PINK University und dessen Muttergesellschaft PAWLIK Consultants an und fokussiert auf die Bedürfnisse, Anforderungen Potenzialentwicklung der Menschen im Arbeitskontext. PINKTUM Institute führt national und international Umfragen und qualitative Studien zu menschlichen Fähigkeiten und deren Einflussfaktoren durch.
Über PAWLIK Group
Die PAWLIK Group bietet Personal- und Organisationsentwicklung, Personalberatung und Digitalberatung. Sie wurde 1996 durch den CEO Joachim Pawlik in Hamburg gegründet. PAWLIK Consultants, das EdTech Unternehmen PINKTUM, PAWLIK Recruiters, scan.up und weitere Anbieter zählen dazu. Mehr als 500 erfahrene Berater:innen und Mitarbeitende an international 16 Standorten begleiten Kunden weltweit bei ihren Herausforderungen. Der Mensch steht im Mittelpunkt aller Maßnahmen. Der Beratungsansatz ist integrativ, systemisch und umsetzungsorientiert.
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